Einbürgerungsreform: Keine klare Mehrheit für den Doppelpass
Autor: dpa
, Mittwoch, 29. November 2023
Die Ampel-Koalition will das Staatsangehörigkeitsrecht ändern. Dass die Einbürgerung für ehemalige sogenannte Gastarbeiter leichter werden soll, findet eine Mehrheit der Menschen in Deutschland gut.
Die von der Ampel-Koalition geplante Absenkung der Hürden für die Einbürgerung hat im Frühjahr etwa die Hälfte der Bevölkerung überzeugt. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (Dezim). Einzelne Aspekte dieses Gesetzesvorhabens fanden zum Zeitpunkt der Befragung - zwischen Ende März und Anfang Mai - teils noch deutlich mehr Zustimmung als andere. Ob sich die Einstellungen zur Reform durch die jüngsten Entwicklungen und Debatten zu Asylpolitik und Arbeitskräfteeinwanderung seither womöglich verändert haben, geht aus der Untersuchung nicht hervor.
Zwischen SPD, Grünen und FDP gibt es vor der ersten Lesung im Bundestag an diesem Donnerstag noch unterschiedliche Meinungen zu einigen Details des Gesetzentwurfs, den das Kabinett Ende August beschlossen hatte. Vor allem die Regel, dass, wer Deutscher werden will, seinen Lebensunterhalt dauerhaft selbst bestreiten muss, will die FDP nicht aufweichen. Für seine Fraktion spiele es keine Rolle, ob man fünf oder acht Jahre im Land ist», sagte der Fraktionsvorsitzende Christian Dürr. «Voraussetzung ist, dass man seinen Lebensunterhalt sichern kann.»
Auf die eher allgemein gehaltene Frage «Wie beurteilen Sie den Vorschlag, dass der deutsche Pass unter bestimmten Voraussetzungen einfacher erworben werden kann?» antworteten bei der Dezim-Umfrage 49 Prozent der befragten Deutschen und Ausländer positiv. 34 Prozent äußerten sich negativ. In der Mitte angesiedelt waren die Antworten von 17 Prozent der knapp 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Einbürgerung soll nach drei Jahren möglich werden
Zuwanderer sollen laut Kabinettsbeschluss künftig bereits nach fünf Jahren Aufenthalt in Deutschland Staatsbürger werden können. Bisher müssen sie mindestens acht Jahre im Land leben. Bei guten Leistungen in Schule oder Job, guten Sprachkenntnissen oder ehrenamtlichem Engagement soll die Einbürgerung schon nach drei Jahren möglich sein.
Wer einen deutschen Pass haben möchte, soll den alten künftig nicht mehr aufgeben müssen. Das gilt jetzt schon für EU-Bürger und einige Sonderfälle, aber beispielsweise nicht für Menschen aus der Türkei oder den Westbalkanstaaten.
Auf schriftliche Deutsch-Prüfungen und einen Einbürgerungstest soll bei älteren Menschen, die einst über staatliche Abkommen als Arbeitskräfte ins Land gekommen waren, verzichtet werden. Sie müssen nur nachweisen, dass sie sich im Alltag ohne nennenswerte Probleme auf Deutsch verständigen können.
Dass der Entwurf in Anerkennung ihrer Lebensleistung für ehemalige «Gastarbeiter» und ausländische Vertragsarbeiter der DDR Erleichterungen vorsieht, fanden 63 Prozent der vom Dezim befragten Menschen gut. 16 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen beurteilten diesen Vorschlag negativ. 22 Prozent der Teilnehmer der Umfrage entschieden sich auf einer Skala von «sehr gut» bis «sehr schlecht» für einen mittleren Wert.