Konjunkturprognose: Habeck will neue Impulse für Wirtschaft
Autor: Andreas Hoenig, dpa
, Donnerstag, 15. Februar 2024
0,2 Prozent: Diese nach unten geschraubte Konjunkturprognose der Regierung könnte für neuen Zündstoff in der Ampel sorgen. Was folgt daraus? Bei einer Ländertour von Habeck gibt es Bauernproteste.
Es sind schlechte Nachrichten. Die deutsche Wirtschaft kommt auch in diesem Jahr nicht vom Fleck. Nur ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent erwartet die Bundesregierung. «Dramatisch schlecht» nannte das Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Finanzminister Christian Lindner (FDP) sogar «peinlich und in sozialer Hinsicht gefährlich». Doch was nun? Die trüben Konjunkturaussichten verstärken den Druck auf die Bundesregierung.
Und auch die Bauernproteste gehen weiter. Bei einem Besuch Habecks in Floh-Seligenthal in Thüringen versperrten Demonstranten mit Treckern einen Zugangsweg zu einem Werk des Nougatherstellers Viba - Habeck kam allerdings auf einem anderen Weg dort an und besichtigte das Werk. Auf Plakaten war zu lesen: «Zu viel ist viel» oder «Ampel ruiniert Landwirtschaft». Bundesweit gibt es seit Wochen Proteste, weil die Bundesregierung Steuervergünstigungen beim Agrardiesel streichen will.
Schnelle Konjunkturerholung nicht in Sicht
Im vergangenen Jahr ist die deutsche Wirtschaft in eine Rezession gerutscht. Besserung ist erst mal nicht in Sicht. Zu Beginn einer dreitägigen Ländertour durch Sachsen, Thüringen und Bayern kündigte Habeck bei einer Handwerksmesse in Leipzig an, die Bundesregierung werde ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr deutlich senken - dazu stellt Habeck in der kommenden Woche den Jahreswirtschaftsbericht vor. In der Herbstprognose war die Regierung noch von einem Wachstum in laufenden Jahr von 1,3 Prozent ausgegangen.
FDP-Chef Lindner sagte beim politischen Aschermittwoch der brandenburgischen FDP in Potsdam, mit einer Wachstumsprognose von 0,2 Prozent sei Deutschland erneut in der Schlussgruppe der entwickelten Wirtschaftsnationen sein.
Habeck will Bremsen lösen
Am Donnerstag besuchte Habeck in Jena den Technologiekonzern Jenoptik. Er sagte, ein Wachstum von 0,2 Prozent sei «in keinster Weise befriedigend». Mit Blick auf die schwache Weltkonjunktur sagte der Minister, man werde nicht alle Probleme lösen, müsse aber «Hausaufgaben» erledigen - und Wachstumsimpulse setzen.
«Die ökonomische Lage ist vielfältig, aber es ist ein sehr klarer Auftrag, was wir tun müssen.» Habeck nannte eine schnellere Entbürokratisierung und angesichts vieler offener Stellen eine schnellere Vermittlung von Menschen in den Arbeitsmarkt. Der Fachkräftemangel sei eine Wachstumsbremse.
Mehr Geld vom Staat?
Habeck sagte, er bekomme viele Anfragen von Unternehmen, die gerne eine Fabrik in Deutschland bauen wollten - sie sagten ihm aber, sie bräuchten gleiche Bedingungen wie in den USA. Die USA locken Unternehmen mit massiven Anreizen aus staatlichen Töpfen. Deutschland habe sich entschieden, Gelder restriktiver auszugeben. «Wenn es mehr Gelder gibt, dann gibt es keinen, der sich mehr freut als ich.»