Habeck-Heizpläne: Ökonom sieht Verschwendung hunderter Milliarden
Autor: Svenja Hentschel
Deutschland, Montag, 20. März 2023
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stößt mit seinen Plänen zum Heizen in Deutschland auf viel Kritik. Expert*innen warnen vor Panikkäufen und unnötigen Ausgaben.
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Der CO₂-Ausstoß in Deutschland muss deutlich sinken. Um dieses Ziel zu erreichen, soll das Heizen mit Gas und Öl bald der Vergangenheit angehören- zumindest, wenn es nach dem Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck geht. Ein Gesetzentwurf sieht für den Einbau neuer Heizungen ab 2024 verschärfte Regeln vor. Nach einer Übereinkunft der Ampel-Koalition aus dem Frühjahr 2022 soll von 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Dies könnte auf ein De-facto-Verbot neuer Verbrenner-Heizungen hinauslaufen.
Habeck-Pläne unrealistisch und teuer? Das sagen Experten
Mit seinen Plänen stößt Vizekanzler Habeck nicht unbedingt auf Begeisterung. Manuel Frondel, der am RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung den Bereich Umwelt und Ressourcen leitet, komme mit einer "sehr groben Überschlagsrechnung" auf einen niedrigen dreistelligen Milliardenbetrag, wie er im Gespräch mit ntv erklärt. Die Rechnung beinhalte allerdings mehrere Unbekannte.
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Heizungen mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien zu betreiben, sei laut Experten momentan nur mit alternativen Anlagen wie Wärmepumpen oder Fernwärme machbar. Frondels Rechnungen zufolge würde es aber hunderte Milliarden Euro mehr kosten, wenn bis 2045 die rund 19 Millionen bestehenden Gas- und Ölheizungen ausgetauscht und durch Wärmepumpen ersetzt werden würden als wenn weiterhin neue Gas- und Ölheizungen verbaut werden dürften. Denn Wärmepumpen seien in der Anschaffung deutlich teurer.
Frondel zufolge könnten CO₂-Emissionen statt über den Wärmesektor in Deutschland kostengünstiger über den für 2027 geplanten EU-weiten Emissionshandel für die Sektoren Gebäude und Verkehr eingespart werden. "Beim Emissionshandel wird der CO₂-Ausstoß dort gesenkt, wo es am günstigsten ist", erklärt der Ökonom gegenüber ntv. "Das würde aller Voraussicht nach nicht mit der Wärmepumpe im Altbau sein." Würden Öl- und Gasheizungen durch Wärmepumpen ersetzt werden, entstünden laut dem Magdeburger Professor Joachim Weimann 600 bis 1300 Euro "Vermeidungskosten" pro Tonne CO₂. Im Vergleich dazu habe der Preis für CO₂-Emissionszertifikate im EU-Emissionshandel für Industrie und Energiewirtschaft laut Frondel noch nie über 100 Euro pro Tonne CO₂ gelegen.
Pläne "unrealistisch" und "unbrauchbar" - wenig Unterstützung für Habeck
Auch Kai Warnecke, Präsident des Verbands Haus & Grund, kritisiert Habecks Pläne. Gegenüber der Bild-Zeitung betont er: "Der Habeck-Plan zerstört die Altersvorsorge vieler Menschen." Denn eine neue Heizung koste viel Geld. Viele Eigenheimbesitzer*innen hätten aber ihr gesamtes Vermögen viele Jahre lang in ihre Immobilien investiert und hätten jetzt kein Geld, um Habecks Pläne umzusetzen. "Viele Menschen wären schlimmstenfalls gezwungen, ihr Haus zu verkaufen.“ Aber auch das sei nicht unbedingt eine gute Lösung: "Wenn ein Haus jetzt 100.000 Euro wert ist, man aber gleichzeitig 100.000 Euro für Sanierungen reinstecken muss, werden viele Häuser de facto wertlos. Der Habeck-Plan wirkt wie eine Enteignung", so der Verbandschef.
Buchtipp auf Amazon ansehen: Wärmepumpen ohne VorkenntnisseEtwas Entwarnung gibt hingegen Finanzexperte Bernd Raffelhüschen. Er rät gegenüber der Bild weiterhin, in Immobilien zu investieren, besonders in Städten und Ballungsgebieten: "Für die, die es sich leisten können, ist es auch weiterhin die beste Form der Altersversorgung – auch wenn sie von den Habeck-Plänen durchkreuzt wird.“ Die Immobilienpreise seien in Städten in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. "Wer hier jetzt in eine neue Heizung investieren muss, hat auch den gestiegenen Gegenwert der Immobilie“, erklärt der Professor für Finanzwissenschaft gegenüber der Bild-Zeitung.