Harris: USA stehen zur Nato - Guterres sieht instabile Welt
Autor: dpa
, Freitag, 16. Februar 2024
Wohin steuert die Welt, angesichts der Krisen und Kriege und einer möglichen Rückkehr Trumps? Das sind die zentralen Fragen der Münchner Sicherheitskonferenz. Über dem ersten Tag liegt ein Schatten.
Überschattet von der Todesnachricht des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny, mit düsteren Warnungen vor einer gefährlicheren Welt und einem US-Bekenntnis zur Nato hat in München die 60. Sicherheitskonferenz begonnen. Bis Sonntag beraten Spitzenpolitiker und Experten, darunter 50 Staats- und Regierungschefs, unter anderem über die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten.
Der Moment des ersten Tages in München war, als Nawalnys Frau, Julia Nawalnaja, überraschend auf der Bühne auftrat, obgleich sie nach eigenen Angaben noch keine eigene Bestätigung des Todes ihres Mannes hatte. Sollte die Nachricht stimmen, müsse sich der russische Präsident Wladimir Putin für den Tod ihres Mannes verantworten, sagte Nawalnaja sichtlich angespannt. Die Konferenz quittierte ihren Auftritt mit Standing Ovations.
US-Vizepräsidentin bekennt sich zu Nato und US-Führungsrolle
US-Vizepräsidentin Kamala Harris bekannte sich auch im Namen von Präsident Joe Biden klar und deutlich zum amerikanischen Engagement in der Nato: Die Nato sei zentral für die globale Sicherheit. Gegründet worden sei sie auf einer einfachen Prämisse: Ein Angriff auf ein Mitglied sei ein Angriff auf alle. Dieses Versprechen hätten alle Nato-Mitglieder stets hochgehalten, auch nach dem Terrorangriff auf die USA am 11. September 2001, betonte sie.
Harris stellte sich damit entschieden gegen Ex-US-Präsident Donald Trump, der eine neuerliche Präsidentschaft anstrebt. Dieser hatte am Samstag bei einem Wahlkampfauftritt deutlich gemacht, dass er Nato-Partnern, die ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen, keinen Schutz vor Russland gewähren würde.
«Isolation ist kein Schutz», sagte Harris und betonte, die USA müssten schon aus ureigenen Interessen ihre weltweite Führungsrolle im Zusammenspiel mit ihren Partnern unverändert fortführen. Dieser Ansatz stärke die USA «und schützt Amerikaner». Mit Blick auf die Wahlen in den USA im November verwies sie darauf, dass es auch Stimmen gebe, die sich eine andere Rolle der USA wünschten, die die USA isolieren und von den Verbündeten abkehren wollten. «Diese Sicht der Welt ist gefährlich, destabilisierend und kurzsichtig.»
Konkret warnte Harris etwa vor einem Scheitern der Genehmigung weiterer Hilfen des US-Kongresses für die Ukraine: Dies wäre ein «Geschenk» an Putin. Mit Blick auf die Verbündeten in Europa sagte die US-Vize: «Sie haben deutlich gemacht, dass Europa an der Seite der Ukraine stehen wird. Und ich werde deutlich machen, dass Präsident Joe Biden und ich an der Seite der Ukraine stehen.»
Die Rolle von Nato und EU
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte die Wirkmacht des Bündnisses gegenüber Russland. «Die Nato stellt weiterhin sicher, dass es in Moskau keinen Raum für Fehleinschätzungen hinsichtlich unserer Bereitschaft gibt, alle Verbündeten mit mehr Streitkräften, höherer Bereitschaft und höheren Verteidigungsausgaben zu schützen», sagte Stoltenberg vor Beginn der Konferenz. Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte, Deutschland werde seinen Beitrag zu einer fairen Lastenteilung im Bündnis leisten. Er betonte, dass das transatlantische Verhältnis «in jederlei Hinsicht von großer Bedeutung ist und bleiben wird».