Großrazzia gegen Islamisten mit Iran-Verbindung
Autor: Anne-Beatrice Clasmann, dpa
, Donnerstag, 16. November 2023
Politiker fordern schon lange ein Verbot des Trägervereins der Blauen Moschee in Hamburg. Bei Durchsuchungen in mehreren Bundesländern wurden jetzt Beweismittel sichergestellt.
Mit einer Großrazzia in sieben Bundesländern ist das Bundesinnenministerium dem «Islamischen Zentrum Hamburg» (IZH) und möglichen Teilorganisationen der Vereinigung zu Leibe gerückt.
Mehr als 800 Einsatzkräfte der Polizei durchsuchten am frühen Morgen Dutzende Objekte, darunter auch die bekannte Blaue Moschee in Hamburg. Ob das vereinsrechtliche Ermittlungsverfahren gegen das IZH am Ende ein Verbot der Vereinigung nach sich ziehen wird, ist laut Bundesinnenministerium noch offen.
Das IZH steht schon seit Jahren im Fokus des Verfassungsschutzes, der es als islamistisch einstuft. In seinem aktuellen Jahresbericht führt das Bundesamt für Verfassungsschutz aus, das IZH habe «ein bundesweites Kontaktnetz innerhalb der zahlreichen schiitisch-islamischen Moscheen und Vereine aufgebaut».
Die Vereinigung stehe im Verdacht, sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung und den Gedanken der Völkerverständigung zu richten, teilte das Bundesinnenministerium mit. Zudem gingen die Sicherheitsbehörden dem Verdacht nach, dass der Verein Aktivitäten der proiranischen Hisbollah aus dem Libanon unterstützt, für die in Deutschland seit 2020 ein Betätigungsverbot gilt. Das Zentrum selbst zeigte sich zuversichtlich, dass die Durchsuchungen keine Gründe für ein Vereinsverbot ergeben würden.
Faeser: «Wir dulden generell keine islamistische Propaganda»
Wie die Bundesanwaltschaft mitteilte, ging das Bundeskriminalamt zeitgleich mit den Maßnahmen gegen das IZH gegen mutmaßliche Unterstützer der Hisbollah im Raum Hannover vor. Auf Betreiben des Generalbundesanwalts seien rund 20 Objekte sowie Vereinsräume durchsucht worden. Die Maßnahmen richteten sich gegen fünf Verdächtige, die mit der libanesischen Schiitenmiliz in Verbindung stehen sollen. Ihnen wird die Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Festnahmen habe es nicht gegeben.
Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: «Gerade jetzt, in einer Zeit, in der sich viele Jüdinnen und Juden besonders bedroht fühlen, gilt: Wir dulden generell keine islamistische Propaganda und keine antisemitische und israelfeindliche Hetze.»
Das Islamische Zentrum Hamburg gilt als verlängerter Arm des iranischen Regimes, das der islamistischen Hamas zu ihrem Angriff auf Israel gratuliert und diesen als «Wendepunkt in der Fortsetzung des bewaffneten Widerstands» bezeichnet hatte. Faeser erklärte zu den Durchsuchungen: «Wir gehen damit nicht gegen eine Religion oder einen Staat vor.» An der Razzia waren ihren Angaben zufolge bundesweit rund 800 Polizisten und Polizistinnen beteiligt.