Erstmals 4.000 Dollar: Warum der Goldpreis steigt und steigt
Autor: Jürgen Krämer, dpa-AFX
, Mittwoch, 08. Oktober 2025
Allein in diesem Jahr hat das Edelmetall bereits um mehr als 50 Prozent zugelegt - und andere Anlageformen abgehängt. Was sind die Gründe für den anhaltenden «Goldrausch»?
Der Goldpreis ist seit Wochen im Höhenflug und hat die nächste Rekordmarke geknackt. In der Nacht auf Mittwoch kostete eine Unze (etwa 31,1 Gramm) des Edelmetalls erstmals mehr als 4.000 US-Dollar und erreichte am Vormittag ein Rekordhoch bei 4.040 Dollar. Seit mittlerweile zwei Jahren geht es mit dem Goldpreis tendenziell nach oben. Allein seit Ende 2024 verteuerte sich das Edelmetall bereits um rund 53 Prozent.
Was sind die Preistreiber?
Es ist eine Kombination aus verschiedenen Gründen, die für eine immer stärkere Nachfrage nach Gold sorgt. Zuletzt sind aber politische Krisen stärker in den Vordergrund gerückt. Mit dem Haushaltsstreit in den USA und dem «Shutdown» in zahlreichen amerikanischen Behörden sowie der sich zuspitzenden Staatskrise in Frankreich setzen viele Investoren verstärkt auf Gold, das bei Anlegern als «sicherer Hafen» in politisch unsicheren Zeiten gilt.
Welche weiteren Gründe für den Preisanstieg gibt es?
Hierzu zählen vor allem die Spekulation auf sinkende Zinsen in den USA und der Kauf von Gold durch Notenbanken, die ihre nationalen Reserven unabhängiger vom US-Dollar machen wollen. Eine Rolle spielen auch Goldkäufe durch Goldfonds sowie ein schwacher Dollar. Da Gold in US-Dollar gehandelt wird, führt eine Abwertung des Dollars dazu, dass Gold für Anleger außerhalb der USA günstiger wird - was Nachfrage und Preis antreibt. Auch Unsicherheiten wegen anderer Währungen verstärken die Flucht in das Edelmetall.
Spielt auch die Inflation eine Rolle?
Ja. Gold gilt auch als eine Absicherung gegen Inflation. Bei erwarteten Preissteigerungen kaufen Anleger Gold, um ihren Vermögenswert zu erhalten. Ist die Inflation höher ist als die Nominalzinsen, belastet dies Spareinlagen. Gold wirft zwar keine laufenden Erträge ab, aber der Wert bleibt.
Warum ist gerade Gold in unsicheren Zeiten gefragt?
Gold haftet seit Jahrtausenden der Nimbus als sicherer Hafen an, denn man kann es auch in Krisenzeiten umtauschen. Anders als Währungen, die durch geldpolitische Entscheidungen beeinflusst werden können, oder Aktien, die Unternehmensrisiken oder -chancen widerspiegeln, behält Gold seinen Wert - über Grenzen und politische Systeme hinweg. Gold ist beständig und kann geteilt sowie transportiert werden.
Weshalb kaufen Notenbanken vermehrt Gold?
Früher war Schmuck ein wesentlicher Treiber der Goldnachfrage, inzwischen entfällt ein Großteil auf Investitionen und Zentralbankkäufe. Notenbanken kaufen Gold aus strategischen Gründen, die vor allem mit wirtschaftlicher Sicherheit und Unabhängigkeit zusammenhängen. Währungshüter besonders aus Ländern wie China und anderen aufstrebenden Volkswirtschaften wollen mit dem Aufbau ihrer Goldreserven die Abhängigkeit vom US-Dollar verringern. Auch Länder, die mit Sanktionen belegt sind, bevorzugen Gold.
Warum kaufen sicherheitsbewusste Anleger nicht Staatsanleihen?
Auch hier spielen die politischen Krisen eine wichtige Rolle. An den Märkten gibt es die Sorge, dass Länder wie die USA, Japan oder auch Frankreich ihre Staatsverschuldung weiter in die Höhe treiben. Die Anleger befürchten, dass es zu wenig Anstrengungen gibt, die Haushalte zu konsolidieren. Außerdem drohen negative Bewertungen durch die führenden Ratingagenturen.