Gipfel in England: Wie gefährlich wird KI?
Autor: Julia Kilian und Andrej Sokolow, dpa
, Donnerstag, 02. November 2023
Wirtschaftsminister Habeck berät mit anderen Spitzenpolitikern in England über Künstliche Intelligenz. Großbritannien inszeniert den Gipfel da, wo einst Experten den Verschlüsselungscode der Nazis knackten.
Im Zweiten Weltkrieg knackten die Briten in Bletchley Park nördlich von London den Verschlüsselungscode der Nazis. Nun hat die britische Regierung dort mit Vertretern anderer Staaten den ersten internationalen Gipfel zu den Gefahren von Künstlicher Intelligenz (KI) abgehalten.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, US-Vizepräsidentin Kamala Harris, UN-Generalsekretär António Guterres, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und weitere Politiker kamen auf Einladung von Premierminister Rishi Sunak am Donnerstag zusammen, um über die Risiken der sich schnell entwickelnden Technologie zu sprechen.
Wie gefährlich wird Künstliche Intelligenz?
Die britische Regierung warnte in einem Papier vor verschiedenen Szenarien. Für gefährliche Gruppen könne es leichter werden, Betrug zu begehen, Cyberattacken zu planen oder mit Falschinformationen die Gesellschaft zu beeinflussen. Grundsätzlich könne es für Terroristen einfacher werden, biologische oder chemische Waffen zu entwickeln, allerdings müssten sie immer noch an die nötigen Substanzen gelangen.
Könnten Computer die Menschheit auslöschen?
Glaubt man dem Tech-Milliardär Elon Musk, der ebenfalls bei dem Gipfel dabei war, stellt Künstliche Intelligenz eine der größten Bedrohungen für die Menschheit dar, die womöglich gar nicht ganz unter Kontrolle gebracht werden kann.
Manche Forscher halten es aber für irreführend, sich zu sehr auf das Existenzrisiko zu konzentrieren. Es sei eine «gefährliche Ablenkung von den Diskussionen, die wir führen müssen über die Regulierung von KI», sagte zum Beispiel Mhairi Aitken vom Alan Turing Institute dem Portal «Politico». Kritiker sehen etwa große Fragen beim Datenschutz, bei Urheberrechten oder der Diskriminierung von Menschen durch Algorithmen. Die Schlagzeile sei nicht, dass KI uns eines Tages töten könnte, sondern dass Menschen in Institutionen bereits in diesem Moment KI einsetzten, um Schäden anzurichten, meint Sasha Costanza-Chock vom Berkman Klein Center der Harvard University und von der Organisation Algorithmic Justice League.
Um was ging es konkret bei dem Gipfel?
Bei der Diskussion der Regierungschefs und Minister am Donnerstag ging es Kreisen Beteiligter zufolge um vier Themen, die von großer Bedeutung sind bei der Regulierung von KI: Dazu gehören die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und den sozialen Zusammenhalt. Dann die Frage, wie ethische Grundsätze in Technologie und Algorithmen eingebaut werden können, beispielsweise beim Thema Gesichtserkennung. Betont worden sei aber auch, dass die richtige Balance zwischen Innovation und Regulierung gefunden werden müsse, damit die neue Weiterentwicklung der Technologie nicht im Keim erstickt werde. Und auch das Thema des fairen Wettbewerbs spielte eine Rolle: Die Teilnehmer seien sich einig gewesen, dass alle Länder Zugang zu der Technologie haben sollen.
Gibt es denn noch keine Regeln?
Erste Schritte wurden bereits unternommen. Die Europäische Union will mit einer KI-Strategie einen rechtlichen Rahmen zur Regulierung der Technologie schaffen. In den USA will Präsident Joe Biden mit einem rechtlichen Rahmen Risiken durch Software mit KI minimieren. Ein Präsidentenerlass von Montag sieht unter anderem vor, dass bei Programmen, die potenziell gefährlich für nationale Sicherheit, Wirtschaft oder Gesundheit werden könnten, die Entwickler die US-Regierung schon beim Anlernen der KI-Modelle unterrichten müssen. Auch werden sie Ergebnisse von Sicherheitstests mit den Behörden teilen müssen.