Geschlossene Geschäfte, weitere Kontaktbeschränkungen: Kommt der harte Lockdown?
Autor: Robert Wagner
Berlin, Dienstag, 08. Dezember 2020
Der "Lockdown-Light" hat aus Sicht der Politik nicht zu dem gewünschten Rückgang der Infektionszahlen geführt. Nun werden weitere, einschneidende Maßnahmen diskutiert - vor allem in Bayern und Sachsen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht sich klar für härtere Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie aus. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hält schärfere Kontaktbeschränkungen für unausweichlich, Karl Lauterbach will den Shutdown nach Weihnachten verschärfen. Wie wahrscheinlich ist es also, dass nach dem "Lockdown-Light" nun der harte Lockdown für Deutschland kommt?
Ob bundesweit einheitliche Maßnahmen ergriffen werden, ist noch ungewiss. Sehr wahrscheinlich ist es hingegen, dass einzelne Bundesländer ihren Kurs nochmals verschärfen. Den Anfang könnte das besonders harte getroffene Sachsen machen: Bereist ab der kommenden Woche könnte es nach Medienberichten strengere Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie geben. Unter Berufung auf Regierungskreise berichtet die "Bild"-Zeitung am Montagabend, es werde diskutiert, Geschäfte vom kommenden Montag an (14. Dezember) zu schließen. Nur lebensnotwendige Läden sollen - wie im Frühjahr - offen bleiben. Welche das neben Lebensmittel-Geschäften genau sind, sei noch unklar.
Bayern will neue Maßnahmen beschließen
Auch Bayerns Ministerpräsident - seit Monaten als Hardliner im Kampf gegen Corona bekannt - rüstete bereits am Sonntag nach. Am Dienstag nun soll der Landtag im Freistaat weitergehende Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie beschließen. Die Regierung in Bayern drängt, zusammen mit dem Saarland und Baden-Württemberg, auf eine rasche zusätzliche Besprechung der Ministerpräsidenten. Gegen den Widerstand aus Berlin, Bremen, Niedersachsen und Thüringen scheinen sie sich durchzusetzen: Wie Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Dienstag mitteilte, wollen die Länder noch in dieser Woche mit dem Bund darüber beraten, ob die Corona-Maßnahmen weiter verschärft werden. Es sei noch kein genauer Tag genannt worden. Er rechne aber damit, dass die Konferenz am Donnerstag stattfinde.
Dazu werde er sich gemeinsam mit anderen Ministerpräsidentinnen und -präsidenten austauschen. Für Dienstagabend sei eine Videokonferenz angesetzt, an ihr nehmen laut Woidke auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (beide SPD) teil.
"Tatsache ist: Wir können nicht tolerieren, wie sich die Lage in Deutschland entwickelt. Wir sind in Teilen unseres Landes stabil, aber wir sind in großen Teilen des Landes nicht stabil. Das heißt, auch hier bei uns steigen - wie in Sachsen - die Zahlen weiter." Die Entwicklung mache ihm große Sorgen, erklärte Woidke. Die Konsequenzen seien in den Krankenhäusern ablesbar.
Läden schließen, Schulpflicht aufheben?
Aber was sind denkbare Verschärfungen? Zum einen werden wohl Ladenschließungen nach Weihnachten diskutiert: Im Gespräch sei laut "Bild", zwischen 27. Dezember und 3. oder 10. Januar nur Supermärkte geöffnet zu lassen. Nach dpa-Informationen gibt es noch keine konkreten Maßnahmen, die ausdiskutiert sind. Berlins regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) kann sich neben Einschränkungen im Einzelhandel auch Maßnahmen im Schulunterricht vorstellen. "Wir haben gesagt, dass wir ein bestimmtes Angebot bis Weihnachten aufrechterhalten wollen", sagte er am Dienstag im ARD-"Morgenmagazin". "Ich kann mir das sehr gut vorstellen, dass es danach Einschränkungen gibt".
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält schärfere Kontaktbeschränkungen für notwendig, sollten die hohen Infektionszahlen nicht zeitnah zurückgehen. "Der Ansatz, kurz und umfassender, um wirklich einen Unterschied zu machen, ist wahrscheinlich der erfolgreichere. Wenn wir nicht hinkommen mit der Entwicklung der nächsten ein, zwei Wochen bis Weihnachten, dann müssen wir das diskutieren", sagte Spahn dem Fernsehsender Phoenix. Auch der Minister schloss nicht aus, dass es einen erneuten Lockdown im Einzelhandel geben könnte. "Wir müssen das abhängig machen von den nächsten Tagen, ob es uns gelingt, die Zahlen runterzubringen."