Gescheiterte Vertrauensfrage: Kanzler Scholz will "feiern" - diese Abgeordneten stimmten für ihn
Autor: Sandra Gräb, Agentur dpa, Strahinja Bućan
Berlin, Montag, 16. Dezember 2024
Olaf Scholz ist mit seiner Vertrauensfrage gescheitert. Er selbst zeigte sich erleichtert. Doch es gab auch Überraschungen - so bekam der SPD-Kanzler ungewohnte Rückendeckung.
Update vom 16.12.2024, 20.45 Uhr: Bahn frei für Neuwahlen - Scholz will "feiern" - wer stimmte überhaupt für ihn?
Am Ende war er sichtlich erleichtert: Der Bundestag hat Kanzler Olaf Scholz das Vertrauen entzogen und den Weg für eine Neuwahl geebnet - für den SPD-Politiker ein Anlass zum feiern.
"Ich werde mit ein paar guten Freunden feiern und mich bei einigen davon bedanken, dass sie immer so viel mit mir zusammenarbeiten", sagte Scholz am Abend nach der Abstimmung im RTL/ntv-Interview. Mit Blick auf die für den 23. Februar angepeilte Wahl sagte er: "Ich bin froh, dass die Entscheidung jetzt getroffen ist, dass es jetzt losgeht und dass jetzt die Bürgerinnen und Bürger das Wort haben."
Scholz erleichtert nach gescheiterter Vertrauensfrage - will nun "feiern"
Im Bundestag hatte sich Scholz, dessen Ampel-Regierung schon vor Wochen zerbrochen war, heftige Kritik anhören müssen. Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) attackierte den Kanzler persönlich und warf ihm vor, das Land in einer der größten Wirtschaftskrisen der Nachkriegsgeschichte hinterlassen und auf EU-Ebene versagt zu haben. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt nannte es grotesk, dass Scholz sich erneut zur Wahl stellt: Wer eine Koalition nicht zusammenhalten könne, könne auch das Land nicht zusammenhalten.
Bei der Abstimmung über die Vertrauensfrage im Bundestag haben drei AfD-Abgeordnete und drei Fraktionslose ihre Stimme für Kanzler Olaf Scholz (SPD) abgegeben. Unter Letzteren war der aus der FDP ausgetretene Verkehrs- und Justizminister Volker Wissing. Außerdem gab es bei der AfD eine Enthaltung. Die anderen Fraktionen stimmten geschlossen ab, wie die vom Bundestag veröffentlichten Abstimmungslisten zeigen.
Bei der SPD votierten alle 201 an der Abstimmung teilnehmenden Abgeordneten für Scholz, bei der CDU/CSU alle 196 gegen ihn. Alle 115 anwesenden Grünen-Abgeordneten enthielten sich. Alle 88 FDP-Abgeordneten stimmten gegen Scholz, hier fehlten zwei Parlamentarier. Linke und BSW stimmten ebenfalls einmütig gegen den Sozialdemokraten.
Dagegen sprachen von der AfD Christina Baum, Edgar Naujok und Jürgen Pohl dem Kanzler das Vertrauen aus, der frühere Parteichef Alexander Gauland enthielt sich der Stimme.
Ursprungsmeldung: Bahn frei für Neuwahlen - Kanzler Scholz scheitert mit Vertrauensfrage
Es war am Ende ein klares Votum: Der Bundestag hat Kanzler Olaf Scholz das Vertrauen entzogen und damit den Weg zu einer Neuwahl am 23. Februar bereitet. Bei der Abstimmung über die Vertrauensfrage votierten 207 Abgeordnete für Scholz, 394 gegen ihn und 116 enthielten sich, wie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas bekanntgab. Der Kanzler verfehlte damit wie beabsichtigt die notwendige Mehrheit von 367 Stimmen deutlich.