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"German Hornsound" in Bamberg: Vier Hornisten und kein Halleluja


Autor: Rudolf Görtler

Bamberg, Mittwoch, 10. Dezember 2014

Bei Robert Schumanns "Konzertstück für vier Hörner und Orchester" in Bamberg werden vier junge Musiker die Solopartien übernehmen. "German Hornsound" steht für einen frischen Umgang und unkonventionellen Umgang mit dem Instrument.
German Hornsound: (v. l.) Stephan Schottstädt, Timo Steininger, Sebastian Schorr, Christoph Eß Fotos: pr/Ronald Rinklef


"Und die Hörner, die Hörner!", bejubelte Karlheinz Deschner einmal die Vierte Sinfonie Anton Bruckners. Abgesehen vom Kuriosum, dass der radikale Kirchenkritiker ein Verehrer des erzkatholischen Komponisten war, beleuchtet das Zitat schön die Faszination dieses Instruments, das als ein "romantisches" gilt, wie ja auch Bruckners Komposition den Beinamen "Romantische" trägt.

Doch nicht Bruckner ist am kommenden Sonntag im Joseph-Keilberth-Saal zu hören, sondern Schumanns "Konzertstück für vier Hörner und Orchester". Eine 1849 entstandene Komposition, die als eine der ersten überhaupt die Möglichkeiten des Anfang des 19. Jahrhunderts konstruierten Ventilhorns auslotet.

Denn im Gegensatz zum bisher verwendeten Naturhorn bot das modernisierte Instrument eine wesentlich erweiterte dynamische Bandbreite und einen fast vier Oktaven umfassenden Tonumfang.

Dies alles, ohne die mit dem Horn assoziierten Emotionen zu leugnen: Zunächst ein archaischer Klangerzeuger, steht das Natur-, später Wald-Ventilhorn für Jagd, für Naturnähe, "Romantik" eben. Das wissen und schätzen auch die vier Musiker von "German Hornsound". Die jungen Männer, alle um die 30 und aus Musikerfamilien stammend, lernten sich kennen, als sie an der Musikhochschule Stuttgart gemeinsam studierten. Mittlerweile spielen sie alle in renommierten Orchestern; der Blondschopf Christoph Eß ist bei den "Bambergern" nicht zu übersehen. Er und Timo Steininger, Sebastian Schorr, Stephan Schottstädt schätzen die Möglichkeiten ihres Instruments - dass es vielfältig einsetzbar, "mischfähig" ist mit anderen Blech- und Holzbläsern, aber auch Streichern. Ihnen ist bewusst, dass das Horn für heroische Signale steht, aber auch kantablen Wohlklang.
Aber es ist auch ein Instrument, das dem Spieler einiges abverlangt. Das kleine Mundstück, die Tonlagen im oberen Bereich erfordern präzise Lippen- und Körperarbeit. Bei den (Gast-)Musikern, die am Sonntag vor dem Orchester stehen werden - Eß freut sich über die "noble Geste" -, kann man getrost davon ausgehen, dass sie dies alles präzise beherrschen. Haben sie doch bereits die dritte CD in Arbeit und renommierte Festivals bespielt. Auf Schumanns "Konzertstück" freuen sie sich naturgemäß besonders. Ob das in der gescheiterten bürgerlichen Revolution von 1848/49 entstandene Stück nun allerdings besonders viel revolutionäre Verve entfalte, mögen sie nicht entscheiden. Es sei für den zeitlebens labilen Schumann eher untypisch, ein "positives", ein "Kraft strotzendes Stück". In einigen Tagen können die Zuhörer diese Kraft tanken.

Konzert und CDs von "German Hornsound"