Die schweren Luftraumverletzungen durch russische Drohnen alarmieren die Nato-Partner. Deutschlands ranghöchster Soldat erklärt, wie bald neue Waffensysteme als eine Antwort bereitstehen sollen.
Generalinspekteur Carsten Breuer will in der Truppe schnell neue Waffensysteme zur Abwehr von Drohnen zum Einsatz bringen. «Eines ist für mich klar: Am Ende wird es vermutlich darauf hinauslaufen müssen, dass wir Drohnen gegen Drohnen einsetzen», sagte Deutschlands ranghöchster Soldat der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. In der Menge, wie Russland Drohnen gegen die Ukraine einsetze, sei eine effektive Abwehr «nur im Mix der verschiedenen Fähigkeiten möglich».
Fortschritte erwartet er binnen Monaten. Dabei verweist Breuer auf den Zeitplan für die Einführung sogenannter Loitering Munition in der Bundeswehr. Dabei handelt es sich um Kamikazedrohnen, die mit Gefechtsköpfen versehen in großer Zahl auf Ziele gesteuert werden können oder diese auch KI-unterstützt selbst suchen.
«Zur Loitering Munition haben wir im März eine Entscheidung getroffen, und Ende des Jahres wird die Truppe das erste Mal scharf damit schießen», erläuterte er. «Parallel dazu wird der Kampf Drohne gegen Drohne mit Nachdruck vorangetrieben. Mit dem gleichen hohen Tempo wie bei der Einführung von Loitering Munitions.»
Binnen weniger Tage mehrere Luftraumverletzungen
Ein «Fehler» wäre es aber nach seinen Worten, andere Bedrohungen aus dem Blick zu verlieren. «Wir dürfen jetzt nicht sagen, wir schauen nur auf Drohnen. So zentral die Entwicklung von Drohnen für unsere Verteidigungsfähigkeit ist, wir haben nach wie vor Marschflugkörper, Raketen und Luftfahrzeuge, die eine Bedrohung darstellen.»
Unter den Nato-Verbündeten sorgten in den vergangenen zwei Wochen verstärkte Luftraumverletzungen durch Russland für Unruhe. So war in der vergangenen Woche eine große Zahl von Drohnen in den Luftraum Polens und damit der Nato eingedrungen. Estland beklagte am Freitag, drei russische Kampfjets hätten den Luftraum des baltischen Nato-Landes verletzt. Die Nato hatte zuvor schon eine Operation mit dem Namen «Eastern Sentry» (deutsch etwa: Wächter des Ostens) zum verstärkten Schutz der Ostflanke mit Luftverteidigung und Aufklärung gestartet.
Russland hat uns «mit dieser Luftraumverletzung getestet»
In der Nacht zum 10. September hatten die polnische Luftwaffe und andere Nato-Verbündete erstmals einige russische Drohnen abgeschossen. Breuer sprach in diesem Zusammenhang von einer beispiellosen Verletzung des polnischen Luftraums.
«Egal, ob es beabsichtigt war oder ob es unabsichtlich passiert ist: Putin wird unsere Reaktion genau beobachten. Er hat uns als Allianz mit dieser Luftraumverletzung getestet», sagte Breuer. Er sei sicher, das Bündnis habe diesen Test mit Geschlossenheit und der schnellen Reaktion darauf bestanden.