Streiks lähmen Bahn und Luftverkehr
Autor: Matthias Arnold und Christian Ebner, dpa
, Donnerstag, 07. März 2024
Passagiere bleiben am Boden, Fahrgäste am Bahnhof: Der Arbeitskampf zweier Gewerkschaften führt zu erheblichen Einschränkungen im Bahn- und Luftverkehr. Und bald kommt Ostern.
Tausende Zugausfälle, Hunderte abgesagte Flüge, Millionen betroffene Fahrgäste und Passagiere: Sowohl im Luft- als auch im Bahnverkehr führen seit heute Morgen die Arbeitskämpfe zweier Gewerkschaften zu erheblichen Einschränkungen.
Wer innerhalb Deutschlands reisen will, musste auf das eigene Auto, auf Fernbusse, Leihwagen oder Mitfahrzentralen ausweichen. Abgestimmt haben sich Verdi und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei ihren Ausständen nicht. Beide Organisationen setzten aber darauf, ihre Streiks und Warnstreiks so wenig planbar wie möglich zu machen. Die Ungewissheit für Fahrgäste und Passagiere nimmt weiter zu.
Unangekündigter Warnstreik am Düsseldorfer Flughafen
So trat am Düsseldorfer Flughafen das Sicherheitspersonal heute gänzlich ohne Vorwarnung in den Warnstreik. Anders als an den Flughäfen Frankfurt und Hamburg, wo Verdi ebenfalls die Sicherheitskontrolle bestreike, sei die Aktion in Düsseldorf von der Gewerkschaft nicht angekündigt worden, teilten der Flughafen und die Gewerkschaft mit. Dadurch solle verhindert werden, dass der Flughafen und seine Partner sich auf den Ausstand einstellen könnten. Für heute waren in der Landeshauptstadt dem Flughafen zufolge rund 320 Starts und Landungen geplant, 13 von ihnen wurden abgesagt. In der Halle des Flughafens stauten sich die Menschen, weil die Wartezeiten an den Passagierkontrollen eine Stunde und mehr betrugen. In der Nacht waren zudem die Personal- und Frachtkontrolleure am Flughafen Köln-Bonn in den unangekündigten Ausstand gegangen.
Die Arbeitgeber vom Verband BDLS reagierten empört: «Die Gewerkschaften versuchen gerade, ohne Rücksicht auf die wirtschaftlichen Auswirkungen das Land lahmzulegen. Dies geschieht nun auf einem neuen Niveau - Warnstreiks ohne vorherige Information an Arbeitgeber, Flughäfen und Passagiere. Dies augenscheinlich, um allen Beteiligten den größtmöglichen Schaden zuzufügen», erklärte BDLS-Präsident Alexander Borgschulze.
Ruf nach politischer Diskussion
Eurowings-Chef Jens Bischof verlangte nach einer politischen Diskussion über neue Regeln für Streiks in der kritischen Infrastruktur. Er kommentierte im Portal Linkedin: «Das Streikrecht ist in Deutschland an ein Gebot der Verhältnismäßigkeit gekoppelt, über das sich Gewerkschaften inzwischen geradezu spielerisch hinwegsetzen. Als stünde nicht längst der Ruf einer ehemals florierenden Wirtschaftsnation auf dem Spiel, werden Streiks zunehmend als unterhaltsames Bühnenspiel für Medien aufgeführt - und entsprechend missbraucht.»
Hinzu kam der von Verdi angekündigte Warnstreik des Lufthansa-Bodenpersonals. Dieser führte vor allem in Frankfurt und München zu erheblichen Einschränkungen im Luftverkehr. Da in Frankfurt und Hamburg auch die Luftsicherheitskräfte streiken, kann hier niemand einchecken. Lufthansa hat nach eigenen Angaben zwischen 10 und 20 Prozent ihres ursprünglichen Flugplans geflogen, um insbesondere Umsteiger an ihr Ziel zu bringen. Der Warnstreik des Bodenpersonals soll bis Samstagmorgen um 7.10 Uhr andauern.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sprach sich für rasche Lösungen aus. «Mein persönlich-politisches Verständnis ist jetzt wirklich an ein Ende gekommen. Ich denke, da muss jetzt schnell eine Lösung her», sagte der Grünen-Politiker in Washington. «Lösung her heißt: Alle sind jetzt verpflichtet, ihre Interessen nicht zu sehr auf dem Rücken der Bevölkerung, der Wirtschaft, der wirtschaftlichen Erholung auszutragen.»