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Hamburg: Heimlich Weihnachtsbaum vor Kita aufgestellt - Urteil gegen Gärtner gefallen


Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa

Hamburg, Mittwoch, 20. November 2024

Ein Gärtner aus Hamburg wollte Kindern etwas Gutes tun und stellte auf einem Kita-Gelände einen Weihnachtsbaum auf. Die wollte aber gar keinen - und hatte einen Zaun. Jetzt soll der "Wohltäter" 3000 Euro Strafe zahlen.
Der Angeklagte umarmt vor dem Strafjustizgebäude in Hamburg eine Person in einem Weihnachtsbaumkostüm. Der Angeklagte hatte 2023 vor einer Kita ohne deren Erlaubnis einen Weihnachtsbaum aufgestellt und wurde von der Kita-Leitung angezeigt. Seinen Einspruch gegen einen Strafbefehl über insgesamt 3000 Euro lehnte das Amtsgericht ab.


Ein Gärtner hat heimlich einen Weihnachtsbaum auf dem Gelände einer Hamburger Kindertagesstätte aufgestellt und ist deshalb wegen Hausfriedensbruch verurteilt worden. Zudem muss er eine Strafe von 3000 Euro zahlen, wie die zuständige Richterin des Amtsgerichtes urteilte. "Die Rechtslage ist relativ simpel. Es gab ein Tor. Es ist nicht gewünscht, dass einfach jeder dieses Gelände betritt. Und das ist zu akzeptieren."

Der 53-jährige Geschäftsführer eines Gartenpflanzenanbieters hatte im Dezember 2023 auf dem umzäunten Areal einer Kita in Hamburg-Lokstedt in einer Nacht- und Nebelaktion einen großen Weihnachtsbaum aufgestellt und Geschenke hinterlassen. Die Kindertagesstätte erstattete daraufhin Anzeige wegen Hausfriedensbruchs.

Team und Kinder hatten zuvor gegen einen Baum entschieden

Bereits zuvor hatte die Kita den Eltern mitgeteilt, dass aus Gründen der Religionsfreiheit in Abstimmung mit den Kindern auf einen Weihnachtsbaum verzichtet werde, um niemanden von religiösen Traditionen auszuschließen. Weihnachtliche Dekoration wie Adventskalender, Kränze und Wichtel habe es jedoch in der Kita gegeben, so der Vorstand. Verschiedene Medien hatten darüber berichtet. Der Grund für die Entscheidung gegen den Baum sei dem Angeklagten laut Richterin bekannt gewesen.

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Die Staatsanwaltschaft hatte angeboten, das Strafbefehl von August 2024 gegen Zahlung von 500 Euro einzustellen, was der Gärtner ablehnte. Deshalb wurde der Fall vor Gericht verhandelt. Das Urteil des Amtsgerichtes ist noch nicht rechtskräftig. "Wir werden über Rechtsmittel nachdenken", erklärte der Anwalt des 53-Jährigen.

Er kritisierte, dass eine solche gute Tat vor Gericht lande. Zudem sei das Tor nicht abgeschlossen gewesen, so der Anwalt. Auch ein entsprechendes Schild habe es nicht gegeben. Aus den dem Gärtner bekannten Zeitungsberichten sei nur hervorgegangen, dass der Kita für einen solchen Baum die Mittel fehlten, behauptete er. Einen Hausfriedensbruch sah er nicht; das Aufstellen des Baumes verglich er mit dem Einwerfen von unerwünschter Werbung.

Angeklagter bei Gerichtstermin von Unterstützern begleitet

Zum Gerichtstermin erschien der Angeklagte in Gärtnerkleidung, begleitet von Unterstützern, die T-Shirts mit der Aufschrift "Kein Baum ist illegal" trugen. Vor dem Gericht demonstrierte zudem eine Person im Tannenbaumkostüm.

Auch politisch hatte das "Weihnachtsbaum-Verbot" in der Hamburger Kita Wellen geschlagen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder schrieb auf Instagram: "Das ist absurd. Haben wir denn keine anderen Probleme? Zu Weihnachten gehört ein Weihnachtsbaum". 

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