Früherer Verkehrsminister Wissing geht in die Wirtschaft
Autor: Ulrich Steinkohl, dpa
, Donnerstag, 28. August 2025
Den einstigen Verkehrsminister Wissing zieht es in die Wirtschaft. Sein neuer Boss ist ein alter Bekannter aus gemeinsamen FDP-Zeiten. Was machen eigentlich andere Ex-Kabinettsmitglieder heute so?
Der frühere Bundesverkehrsminister Volker Wissing wechselt beruflich aus der Politik in die Wirtschaft. Er wird den Vorsitz eines neuen Beirates der Christ Capital GmbH übernehmen, wie das Unternehmen mitteilte. Dieser Beirat soll demnach ein beratendes Gremium für die gesamte Unternehmensgruppe werden. Zu ihr gehört unter anderem die Beratungsfirma «Joschka Fischer & Company» des früheren Außenministers und Grünen-Politikers Joschka Fischer.
Wissing ist in dieser Woche schon der zweite ehemalige Bundesminister, von dem neue berufliche Pläne gekannt werden. Erst am Montag hatte Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sein Ausscheiden aus der Politik angekündigt.
Wissing und Christ kennen sich gut aus der FDP
Wissing war von 2020 bis 2022 Generalsekretär der FDP. In der Ampel-Koalition übernahm er das Amt des Bundesverkehrsministers. Nach dem Bruch der Koalition aus SPD, Grünen und FDP im November vergangenen Jahres trat er aus der FDP aus und verblieb als einziger Liberaler im Kabinett von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Bis zur Bildung der neuen schwarz-roten Bundesregierung im Mai übernahm er von seinem früheren Parteifreund Marco Buschmann zusätzlich das Bundesjustizministerium.
Der Inhaber der Unternehmensgruppe, Harald Christ, hat eine bewegte politische Vergangenheit hinter sich. Er war zunächst Mitglied der SPD und zeitweise deren Mittelstandsbeauftragter. Ende 2019 trat er aus der Partei aus und begründete dies mit dem Linkskurs der neuen SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Wenige Monate später wurde Christ FDP-Mitglied und übernahm dort 2020 für knapp zwei Jahre das Amt des Bundesschatzmeisters. Nach dem Scheitern der Ampel trat er im Dezember vergangenen Jahres aus der FDP wieder aus.
Neuer Job braucht Zustimmung der Bundesregierung
Der Berufung Wissings zum Beiratsvorsitzenden muss die Bundesregierung zustimmen. Nach dem Ministergesetz kann sie eine solche Tätigkeit für die Zeit von 18 Monaten nach dem Ausscheiden aus dem Amt ganz oder teilweise untersagen, wenn dadurch öffentliche Interessen beeinträchtigt werden. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn es um eine Beschäftigung in Bereichen geht, in denen ein ehemaliges Mitglied der Bundesregierung während seiner Amtszeit tätig war.
Viele Ex-Regierungsmitglieder nicht mehr in der Politik
Wissing ist nur ein Beispiel von vielen früheren Mitgliedern der Regierung Scholz, die inzwischen aus der Politik ausgeschieden sind. Fast zwangsläufig vollzogen die einstigen FDP-Kabinettsmitglieder der Ampel-Koalition diesen Schritt. Erst wurden sie nach dem Ampel-Crash aus der Regierung entlassen. Dann verpasste die FDP bei der Bundestagswahl die Rückkehr ins Parlament.
Christian Lindner: Vortragsreisen und Vaterfreuden
Hart traf dies den einstigen FDP-Vorsitzenden und Bundesfinanzminister Christian Lindner. Er hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er auch in der nächsten Bundesregierung gern wieder der oberste Kassenwart der Nation geworden wäre. Nach dem FDP-Wahldebakel vom 23. Februar verschwand der 46-Jährige blitzartig von der politischen Bühne.