Fortschritt duftet nicht nach Rosen
Autor: Christoph Hägele
Bamberg, Montag, 27. Januar 2020
Die Erde ist zerstört und der Mensch - wer sonst? - hat Schuld daran. Aus dieser Konstellation macht das Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater mit "Fort Schreiten" ein anregendes Stück jenseits eingefahrener Denkschablonen.
Die Apokalyptik der einen wird nur übertroffen von der Ignoranz der anderen. In der gesellschaftlich ultrahocherhitzten Debatte um den Klimawandel dominieren die Extreme. Im Zeitalter von Trump und Thunberg, Bolsonaro und Neubauer vermag sich vielleicht nur noch die Kunst aus dieser diskursiven Zwangsjacke zu befreien.
Die Kunst und mit ihr das Theater kann quer denken, in Möglichkeiten und nicht in Denkschablonen. Mit dem Stück "Fort Schreiten" nimmt sich das Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater diese Freiheit. Am Freitag feierte das Stück in der Regie von Intendantin Sibylle Broll-Pape seine Uraufführung.
Das Stück im Auftrag des Bamberger Theaters geschrieben hat Konstantin Küspert. In der Ägide von Intendantin Broll-Pape und Dramaturg Remsi Al Khalisi ist Küspert so etwas wie der prägende Dramatiker des Bamberger Theaters.
Elegant und gleichzeitig wirkungsvoll verbindet der 37-Jährige zeitgenössische Stoffe mit leichfüßigen, an der Popkultur geschulten Darstellungsformen.
In die Tradition seiner Bamberger Aufführungen von "Rechtes Denken" oder "Der Westen" stellt Küspert jetzt auch sein Stück "Fort Schreiten".
Die Erde ist zerstört und der Mensch - wer sonst? - hat Schuld. Derart systematisch hat er seine natürlichen Lebensgrundlagen zerstört, dass sogar sich Gott schaudernd abwendet: "Warum habe ich diese Vollidioten erschaffen?"
Das Raumschiff "Granda Paso" ist unterwegs zu einem neuen Planeten. Hier soll die Menschheit eine zweite Heimstatt finden. Hier verstößt die Bamberger Aufführung auch das erste Mal gegen die diskursive Ordnung. Denn die auch nur denkbare Existenz eines Planeten B streiten Klimaaktivisten kategorisch ab.