Autogipfel mit dem Kanzler in unsicheren Zeiten
Autor: Andreas Hoenig, dpa
, Montag, 27. November 2023
Mit Ökostrom fahren statt Benzin oder Diesel zu verbrennen - das soll den CO2-Ausstoß des Verkehrs deutlich senken. Doch ein Ziel der Bundesregierung wackelt. Und die Haushaltskrise sorgt für Unsicherheit.
Bei einem Autogipfel im Kanzleramt haben Bundesregierung und Industrie einen Schulterschluss beim Ausbau der Elektromobilität gesucht. Um diesen voranzutreiben, müssten die Anschaffungskosten von E-Autos gesenkt werden - darin seien sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig gewesen, teilte der Sprecher der Bundesregierung mit. Vollelektrische Pkw könnten maßgeblich zur Emissionsminderung und Dekarbonisierung im Verkehrsbereich beitragen.
An dem zweiten Spitzengespräch der «Strategieplattform Transformation der Automobil- und Mobilitätswirtschaft» nahmen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und mehrere Bundesminister teil sowie Vertreter von Herstellern und Zulieferern, Gewerkschaften und Betriebsräten und aus der Energiebranche.
Ziel der Bundesregierung wackelt
Bis 2030 sollen 15 Millionen E-Fahrzeuge auf den Straßen fahren, so lautet das Ziel der Bundesregierung. Der Ausbau der Elektromobilität gilt als wichtiger Beitrag, um Klimaziele zu erreichen - der Verkehrssektor ist ein Sorgenkind. Anfang November lag der Bestand reiner E-Autos nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) bei etwa 1,3 Millionen.
Aus Sicht des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wird das 15 Millionen-Ziel nach aktuellen Prognosen weit verfehlt. Experten gingen von 7 und 10 Millionen E-Autos aus. «Ein Weiter-so ist keine Option», sagte BDEW-Präsidentin Marie-Luise Wolff. VDA-Präsidentin Hildegard Müller nannte das Ziel «sehr ambitioniert». Die Autoindustrie unterstütze jedoch ausdrücklich die E-Mobilität als «zentrale Technologie» auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität.
Die Vorsitzende der Gewerkschaft IG Metall, Christiane Benner, nannte die aktuelle Situation der Elektromobilität «absolut nicht zufriedenstellend». Sie sprach von einem stockenden Hochlauf auf dem deutschen Markt und schlechten Rahmenbedingungen.
Preise für E-Autos sollen sinken
Die Bundesregierung hatte schon vor dem Gipfel deutlich gemacht, dass E-Fahrzeuge konkurrenzfähig sein und den Durchbruch auf dem Markt schaffen sollten. Im Blick stehen dafür auch die Reichweiten und günstigere Preise.
«Die Automobilhersteller müssen sich jetzt ohne Verzögerung daran machen, dass es für die breite Masse erschwingliche Elektroautos aus Deutschland gibt», sagte Benner. «Die individuelle Mobilität der nahen Zukunft muss für alle bezahlbar sein. Das wäre auch ein wesentlicher und notwendiger Schub für die Arbeitsplätze in der deutschen Automobilindustrie.»