"Folter" in JVA? Kripo stellt geschredderte Unterlagen in Bayern sicher
Autor: Agentur dpa, Julia Gebhardt
Augsburg, Mittwoch, 06. November 2024
In Augsburg geraten nun einige Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt Augsburg-Gablingen unter Verdacht, nachdem Berichte in den Medien auf den Verdacht von Folter hinweisen. Jetzt stehen weitere Vorwürfe im Raum: Wurden Beweise vernichtet?
Update vom 06. November 2024, 18.05 Uhr: Kripo stellt geschredderte Papiere in JVA sicher
Nach dem Bekanntwerden von Misshandlungsvorwürfen gegen Mitarbeiter des Gefängnisses im Augsburger Vorort Gablingen sind möglicherweise relevante Akten vernichtet worden. Wie die Staatsanwaltschaft berichtete, haben zwei Bedienstete der Justizvollzugsanstalt (JVA) die Ermittler entsprechend informiert.
Demnach sollen nach der ersten Razzia in der Haftanstalt nach Angaben der Zeugen von drei Beschuldigten eventuell Unterlagen geschreddert worden sein. Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat die strafrechtliche Untersuchung deswegen ausgeweitet. Inzwischen werde gegen 16 Beschuldigte ermittelt, berichtete Oberstaatsanwalt Andreas Dobler.
Misshandlungen in JVA? Kripo stellt geschredderte Unterlagen sicher
Zunächst richteten sich die Ermittlungen nur gegen zehn Verdächtige, darunter die frühere stellvertretende Anstaltsleiterin. Sie stehen im Verdacht, Häftlinge in sogenannten besonders gesicherten Hafträumen misshandelt zu haben. Es geht um den Vorwurf der Körperverletzung im Amt, zweimal wurde deswegen die JVA durchsucht.
Bis zu einem rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt die Unschuldsvermutung für die Verdächtigen. Die Anwälte der vorläufig suspendierten Vize-Gefängnisleiterin haben die Vorwürfe gegen ihre Mandantin zurückgewiesen.
Nach Angaben von Dobler hat die Kriminalpolizei das Schreddergut aus dem Gefängnis inzwischen sichergestellt. Bislang wird allerdings auch nicht ausgeschlossen, dass es sich bei den vernichteten Papieren um Dokumente handelt, die nichts mit den Vorwürfen gegen die Justizbeamten zu tun haben.
Mittlerweile wird auch nicht ausgeschlossen, dass es auch außerhalb der Augsburger Haftanstalt zu Übergriffen von JVA-Bediensteten auf Häftlinge gekommen sein könnte. Hintergrund ist nach den Angaben, dass Mitarbeiter der JVA Gablingen auch dienstliche Einsätze in zumindest einer anderen bayerischen Haftanstalt hatten. Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob es durch Augsburger Vollzugsmitarbeiter bei einem solchen Außeneinsatz zu strafrechtlich relevanten Vorfällen gekommen ist.
Update vom 29. Oktober 2024, 19.20 Uhr: Ministerium weiß seit einem Jahr von Vorwürfen in JVA
Das bayerische Justizministerium hat bereits seit einem Jahr Kenntnis von den Misshandlungsvorwürfen im Gefängnis Augsburg-Gablingen. Die damalige Anstaltsärztin der JVA habe sich Mitte Oktober 2023 mit einer Eingabe insbesondere zu der Unterbringung von Gefangenen in den besonders gesicherten Hafträumen in der JVA an die Strafvollzugsabteilung des Staatsministeriums der Justiz gewandt, teilte eine Sprecherin des Ministeriums mit. "Dies wurde sehr ernst genommen und nach interner Prüfung umgehend am 26. Oktober 2023 an die zuständige Staatsanwaltschaft Augsburg weitergeleitet, die Vorermittlungen einleitete." Die Weiterleitung an die Staatsanwaltschaft sei das schärfste Schwert zur Aufklärung solch gravierender Vorwürfe, hieß es. Zuvor hatte der Bayerische Rundfunk darüber berichtet.