Flugtaxi-Unternehmen Volocopter ist insolvent: CSU-Politiker Söder und Bär lagen mit Prognose voll daneben
Autor: Robert Wagner, Agentur dpa
Deutschland, Montag, 30. Dezember 2024
Flugtaxis galten als große Hoffnung der Mobilität. Zumindest bei den CSU-Politiker Dorothee Bär und Markus Söder. Nun sind zwei der bedeutendsten Unternehmen der Branche in wirtschaftlicher Schieflage.
Dorothee Bär - damals Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung - warb 2018 gegenüber Bild für sie: Flugtaxis, so meinte die CSU-Politikerin damals, seien die Zukunft. "In wenigen Jahren" sollten die autonom fliegenden Luftgefährte nicht nur über deutschen Städten fliegen, verriet die Politikerin im Interview. Dazu ließ sie sich neben einem Zweisitzer der Firma Volocopter abbilden.
Rund sechs Jahre später ist nicht nur Dorothee Bär nicht mehr Staatsministerin, sondern auch Volocopter insolvent. Der Traum von der neuen revolutionären Technologie "Made in Germany" scheint fürs Erste ausgeträumt. Denn auch der zweite namhafte Hersteller Lilium musste vor kurzem wirtschaftliche Schwierigkeiten vermelden.
Trotz Insolvenz "ganz weit vorne"?
Nun also hat der angeschlagene Flugtaxi-Hersteller Volocopter Insolvenz angemeldet und sucht Investoren. Das Amtsgericht Karlsruhe habe Tobias Wahl von Anchor Rechtsanwälte zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt, teilte das Unternehmen aus dem badischen Bruchsal mit. Der Anwalt kündigte an, bis Ende Februar ein Sanierungskonzept entwickeln und mit Investoren umsetzen zu wollen. "Das Unternehmen benötigt jetzt eine Finanzierung, die es ermöglicht, die letzten Schritte zum Markteintritt zu gehen." Volocopter beschäftigt aktuell nach eigenen Angaben 500 Mitarbeiter.
Volocopter fehlt noch eine Musterzulassung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (Easa), um mit den senkrecht startenden vollelektrischen Fluggeräten Passagiere befördern zu dürfen. Die Firma geht trotz des am zweiten Weihnachtstag angemeldeten Insolvenzverfahrens davon aus, dass diese im neuen Jahr kommt und es dann losgehen kann.
"Wir sind sowohl technologisch als auch bei der Flugerfahrung sowie im Zertifizierungsprozess im nationalen und internationalen Wettbewerb ganz weit vorne", sagte Volocopter-Chef Dirk Hoke, der das Unternehmen Ende Februar verlässt.
Parallelen zu Lilium
"Der Geschäftsbetrieb läuft weiter", teilte eine Sprecherin mit. "Ziel ist ein Erhalt der Arbeitsplätze und das Insolvenzverfahren zu nutzen, um Volocopter zu sanieren und nachhaltig wettbewerbsfähig aufzustellen." Unter Hoke sei die Zahl der Mitarbeitenden von rund 700 auf derzeit 500 gesenkt worden.
Erst Mitte November hatte Volocopter Oliver Vogelgesang zum Finanzchef gemacht. Er kam vom ebenfalls insolventen Elektroflugzeug-Pionier Lilium aus Bayern. Das Start-up-Unternehmen teilte erst Heiligabend mit, das Investorenkonsortium Mobile Uplift Corporation übernehme den Betrieb.