Kulturen sind kein Kostüm: Das geht an Fasching gar nicht
Autor: Io Görz
Deutschland, Donnerstag, 16. Februar 2023
Alljährlich wählen viele Menschen für die närrische Zeit Kostüme, die ziemlich beleidigend und rassistisch sind. Wir sollten damit aufhören, andere Kulturen als unser Eigentum zu betrachten - ein Kommentar.
Die großen Faschingsumzüge stehen vor der Tür und viele Menschen fragen sich: Wie verkleide ich mich an Fasching? Eine allgemeine Antwort kann es darauf nicht geben - schließlich sind Kostüme Geschmackssache. Aber: Es gibt definitiv ein paar Kostüme, die einfach gar nicht gehen.
Die Rede ist von Kostümen, die von vielen Menschen als rassistisch und herabwürdigend empfunden werden. Dabei geht es nicht darum, ob der sich Verkleidende es auch so meint - sondern darum, dass es die so Dargestellten empfinden. Die Diskussion wird nun immer häufiger geführt - endlich! Jahrzehntelang war es offenbar keinerlei Problem, sich als "Afrikaner", "Chinese", "Indianer" oder als anderes Volk/ethnische Gruppe zu verkleiden. Was ja auch gerne als zentrales Argument vorgebracht wird.
"Das war schon immer so"
Aber: Verhaltensweisen dürfen sich ändern - ja, sie müssen von Zeit zu Zeit hinterfragt werden. Vieles, was jahrhundertelang als normal galt, ist heutzutage zu Recht verpönt oder verboten. Niemand käme auf den Gedanken, uneheliche Kinder zu beschimpfen, nur weil das vor einigen Jahrzehnten noch ein Grund war, ein Leben als Geächteter zu führen.
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Ebenso darf und muss hinterfragt werden, ob es nicht an der Zeit ist, bestimmte Kostüme an Fasching wegzulassen. Etwas ist nicht allein deswegen richtig, weil wir als Mitteleuropäer gewohnt sind, dass wir uns alles erlauben können.
"Bastrock" und "lustiger Chinese" - woher kommen diese Bilder eigentlich?
Man kann nicht über Rassismus und die Darstellung anderer Kulturen und Ethnien reden, ohne über die Geschichte des Kolonialismus zu reden. Es geht einfach nicht. Wir dürfen das nicht ausblenden, nur weil es uns unangenehm ist.
Die Ausstellung von Afrikanern wie Tiere in Zoos, in "Freak Shows", war vor rund 100 Jahren eine so widerliche wie gängige Praxis. Die Lust am Exotischen, am Anderen, lebt seit damals fort. Auch in Faschingskostümen.
Was mit dem Kolonialismus einhergeht, ist - neben der Eroberung von Territorien und Rohstoffen - die Herrschaft über die Kultur der Kolonialisierten. Die neuen Herren bestimmten darüber, was die Unterdrückten tragen durften, wie sie sprechen durften und welche Traditionen sie pflegen durften.