Druckartikel: Fake-Aushänge bei Aldi-Süd: Verzicht auf Tierprodukte wegen Corona? Das steckt dahinter

Fake-Aushänge bei Aldi-Süd: Verzicht auf Tierprodukte wegen Corona? Das steckt dahinter


Autor: Lea Mitulla

Franken, Montag, 06. Juli 2020

Seit Beginn der Corona-Ausbreitung tauchen in einigen Supermärkten gefälschte Info-Zettel auf, die Kunden zum Verzicht auf tierische Produkte auffordern. Was steckt dahinter?
Gefälschte Aushänge in Supermärkten fordern die Kunden auf, auf tierische Produkte zu verzichten. Foto: Ferdinand Merzbach


"Sie können das Risiko einer nächsten Pandemie reduzieren, in dem sie sich pflanzlich ernähren." So war es auf den vermeintlichen Info-Zetteln zu lesen, die seit Beginn der Corona-Krise in einigen Supermärkten aufgetaucht sind. Zwar war das Logo der betroffenen Märkte wie "Netto" oder "REWE" darauf zu sehen, es handelte sich dabei aber um Fälschungen, wie die "Initiative gegen Internet-Missbrauch" von mimikama.at bereits im Mai berichtete.

Die Supermärkte distanzierten sich offiziell von den gefälschten Aushängen, von wem sie tatsächlich stammen ist bisher nicht bekannt. Nun, Anfang Juli, tauchen erneut solche Aushänge auf - diesmal bei Aldi-Süd. Unter der Überschrift "Corona-Info" wird vor dem Verzehr von tierischen Produkten gewarnt. Doch auch wenn es sich hier um einen Fake handelt, sind die Aussagen der Unbekannten gar nicht so falsch.

"Corona-Info": Falsche Aushänge in Filialen von Aldi-Süd

Wie das Nachrichtenportal watson berichtet, sind die neuen Aushänge vermeintlich im Namen der Kette verfasst. So wirke es, als wären die Informationen offizielle Empfehlungen des Unternehmens. Neben dem Firmenlogo von Aldi-Süd seien die Zettel auch optisch an den Stil des Unternehmens angepasst. Und das steht in dem Schreiben:

"Fleisch-, Milch- und Eierkonsum begünstigt Pandemien. 80% aller Pandemien haben ihren Ursprung in der Tierindustrie. Die industrielle Nutztierhaltung ist der ideale Nährboden für neue Krankheitserreger. Epidemien werden durch die steigende Zahl der Nutztiere begünstigt. Um die Wahrscheinlichkeit künftiger Pandemien zu verringern, muss der Verbrauch von tierischen Produktionen drastisch reduziert werden. Sie können das Risiko einer nächsten Pandemie reduzieren, indem Sie sich pflanzlich ernähren. Wir bitten Sie daher, auf tierische Produkte zu verzichten. In unserem Sortiment finden Sie eine Vielzahl pflanzlicher Lebensmittel."

Gegenüber watson teilte Aldi-Süd jedoch mit, dass dieses Schreiben nicht vom Discounter stammt. Demzufolge seien diese Mitteilungen gefälscht. Doch hat der Inhalt des Textes einen wahren Kern?

Neue Krankheitserreger kommen häufig aus der Tierwelt

Auf den falschen Info-Zetteln heißt es, dass 80 Prozent der Pandemien aus der Tierindustrie stammen. Denkt man an die Vogelgrippe oder Ebola scheint diese Zahl gar nicht so abwegig. Und tatsächlich sind es laut offiziellen Zahlen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen "FAO" immerhin 75 Prozent der kürzlich aufgetretenen Krankheiten beim Menschen, die ursprünglich von Tieren stammen. Bei solchen Infektionen von Tier zu Mensch - oder andersherum - spricht man von "zoonotischen" Erkrankungen. Dazu zählt auch der Coronavirus "Sars-CoV-2". Werden alle Infektionskrankheiten betrachtet, machen "zoonotische" Erreger nur 70 Prozent aus, obwohl hier auch bereits länger bekannte Erreger wie Tollwut oder Pest mit inbegriffen sind.

Video:




Neu ist das Phänomen also nicht. Es stellt sich aber die Frage, wieso gerade in der heutigen Zeit viele Viren aus der Tierwelt auf Menschen überspringen. Sind hierfür die Tierprodukte schuld?

Allein der Konsum von Milchprodukten, Eiern oder Fleisch ist weniger das Problem, sondern die industrielle Nutztierhaltung. Dort erhöhen der Einsatz von Antibiotika und die Massenhaltung von Tieren die Ausbreitung von Krankheiten. Die "FAO" warnte bereits im Jahr 2008, dass viele Tiere auf einem Raum sowie der häufige Transport von Tieren und Tierprodukten ein Gesundheitsrisiko für den Menschen darstellen.

Wie die industrielle Nutztierhaltung zu Pandemien beiträgt

Auch der Einsatz von Antibiotika in der Tierindustrie wird kritisch betrachtet: Die Weltgesundheitsorganisation "WHO" warnt vor der unnötigen Nutzung von Antibiotika bei Nutztieren, beispielsweise wenn die Tiere gar nicht krank sind oder nur ihr Wachstum angeregt werden soll. Denn so entstehen Keime, die gegen Antibiotika resistent sind und so schwerer behandelt werden können. 

Fazit: Doch die Massenhaltung von Tieren ist nicht alleine schuld am vermehrten Aufkommen von "zoonotischen" Krankheiten: Studien belegen, dass Umweltzerstörung, Artensterben und Klimawandel die Entstehung und Ausbreitung solcher Infektionen fördern.

Festzuhalten bleibt, dass die in Supermärkten ausgehängten Info-Zettel gefälscht und Fake-Warnungen sind. 

lm/ml