Innenministerin Faeser verbietet Hamas und Netzwerk Samidoun
Autor: dpa
, Donnerstag, 02. November 2023
Der Angriff der Hamas auf Israel hat Folgen auch in Deutschland. Innenministerin Faeser verbietet die Palästinenserorganisation und ein weiteres Netzwerk. Wer sich dort engagiert, muss mit Konsequenzen rechnen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat die Aktivitäten der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas und das Netzwerk Samidoun in Deutschland verboten. Der deutsche Ableger der propalästinensischen Samidoun wird zudem aufgelöst. Das teilte sie am Donnerstag in Berlin mit.
«Die Terrororganisation Hamas verfolgt das Ziel, den Staat Israel zu vernichten», sagte Faeser. «Ihre Propaganda sehen wir in Deutschland bei ihrem besonders aggressiven Demonstrationsverhalten und insbesondere durch Angriffe auf jüdische Einrichtungen und Wohnhäuser von Jüdinnen und Juden.» Samidoun beschrieb die Innenministerin als «internationales Netzwerk, das unter dem Deckmantel einer sogenannten Solidaritätsorganisation für Gefangene in verschiedenen Ländern Israel und judenfeindliche Propaganda» verbreite.
Folge: Betätigungsverbot in Deutschland
Im Fall von Hamas und den ausländischen Strukturen von Samidoun geht es um ein sogenanntes Betätigungsverbot, bei den deutschen Strukturen von Samidoun um ein Vereinsverbot. Die Folgen sind ähnlich. Eventuell vorhandenes Vermögen wird eingezogen, Internetauftritte und Aktivitäten in sozialen Medien werden verboten. Wer weiter für die Organisationen aktiv ist, macht sich strafbar.
Die Hamas wird von der EU und den USA schon seit Jahren als Terrororganisation eingestuft, womit sie de facto in Deutschland schon verboten war. Das Betätigungsverbot macht es für die Behörden jedoch einfacher, Maßnahmen gegen die islamistische Gruppierung durchzusetzen, etwa bei Versammlungen von Sympathisanten einzuschreiten. Hinter der Hamas stehen nach Schätzungen des Verfassungsschutzes in Deutschland rund 450 Menschen, von denen viele deutsche Staatsbürger sind. Einen offiziellen Ableger der islamistischen Gruppierung gibt es hierzulande nicht. Vereine, die der Bewegung nahestanden, wurden bereits vor Jahren verboten.
Als zusätzliche Maßnahme war damit nur noch das nun angekündigte Betätigungsverbot möglich. Diesen Weg hatte die Bundesregierung 2020 - damals hieß der Innenminister Horst Seehofer (CSU) - auch bei der proiranischen Schiiten-Miliz Hisbollah aus dem Libanon beschritten.
Ausweisungen im Zweifel schwierig
Die Tätigkeit der Hamas in Deutschland laufe Strafgesetzen zuwider und richte sich gegen den im Grundgesetz verankerten Grundsatz der Völkerverständigung, hieß es seitens des Bundesinnenministeriums. Zweck und Tätigkeit beeinträchtigten erhebliche Interessen der Bundesrepublik Deutschland.
«Jetzt ist der Rechtsrahmen klar und das hilft sehr», sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke. Die Berliner Polizei stellt sich wegen des Verbots auf Proteste ein. Man gehe davon aus, dass die Entscheidung «zu einer Emotionalisierung» führen werde, sagte eine Polizeisprecherin am Donnerstag.