EZB hält Zinsen stabil - Sorgen um Frankreichs Schulden
Autor: Jörn Bender und Alexander Sturm, dpa
, Donnerstag, 11. Sept. 2025
Die EZB hält in unsicheren Zeiten am Leitzins von 2,0 Prozent fest. Was das für Kredite, Sparzinsen und den Alltag der Verbraucher bedeutet – und warum Frankreich plötzlich große Sorgen macht.
In politisch unsicheren Zeiten lässt die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen im Euroraum unverändert. Der für Banken und Sparer wichtige Einlagenzins bleibt bei 2,0 Prozent.
Schon im Juli hatte die EZB die Leitzinsen nicht angetastet - nicht zuletzt wegen des «außergewöhnlich unsicheren Umfelds» im Zollstreit mit den USA, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde damals betonte. Nun hat Europa es mit einer Regierungskrise in Frankreich zu tun.
Nach der Sitzung des EZB-Rates in Frankfurt ging Lagarde nicht näher auf die Lage in Frankreich ein, wo erst am Montag die Regierung im Streit über Sparmaßnahmen zerbrochen war. Die Französin äußerte lediglich allgemein die Hoffnung, dass politische Entscheidungsträger alles tun werden, um «Unsicherheit so weit wie möglich reduzieren».
Bangen wegen Schuldenkrise in Frankreich
Die Sorge ist groß, dass Frankreichs Verschuldung außer Kontrolle geraten könnte. An den Finanzmärkten wird bereits spekuliert, ob die EZB die zweitgrößte Euro-Volkswirtschaft mit Staatsanleihenkäufen stützen würde.
Für Frankreich werden neue Schulden immer teurer: Die Risikoaufschläge für französische Staatsanleihen sind deutlich gestiegen, die Rendite zehnjähriger Anleihen liegt über der von Wertpapieren aus Griechenland.
Gemessen an der Wirtschaftsleistung hat Deutschlands Nachbarland mit 114 Prozent die dritthöchste Schuldenquote in der EU nach Griechenland und Italien. Frankreichs Haushaltsdefizit lag zuletzt mit 5,8 Prozent weit über dem europäischen Grenzwert von 3,0 Prozent der Wirtschaftsleistung.
Stützt die EZB Frankreich mit Anleihekäufen?
Die EZB stellte klar, dass sie über Instrumente wie TPI («Transmission Protection Instrument») verfüge, «um ungerechtfertigten, ungeordneten Marktdynamiken entgegenzuwirken». Im Rahmen dieses Programms könnte die EZB unbegrenzt Anleihen einzelner Eurostaaten kaufen. Gedacht ist das Instrument für den Fall, dass die Zinsen für Wertpapiere eines Eurostaates durch Finanzspekulation unverhältnismäßig stark hochschnellen.