Experten warnen wegen Glückspiel: So viel Geld verdienen Anbieter an der Spielsucht
Autor: Alexander Milesevic
Deutschland, Dienstag, 14. November 2023
Lotto, Wetten, Automaten - zweistellige Milliardensummen werden jährlich in Deutschland bei legalen Glücksspielen eingesetzt. Millionen Menschen sind spielsüchtig oder gefährdet, in die Sucht abzurutschen. Dem Bundesdrogenbeauftragten bereitet vor allem ein Bereich Sorgen.
Mit dem Geld ließen sich für ein Jahr lang bequem die Ausgaben der Stadt Berlin bestreiten - 44,1 Milliarden Euro wurden 2021 in Deutschland in legale Glücksspiele gesteckt. 4,6 Millionen Erwachsene sind spielsüchtig oder zeigen erste Symptome dafür. Diese Zahlen stehen im Glücksspielatlas 2023, den der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert am Montag (14. November 2023) in Berlin vorstellte.
"Glücksspiel ist ein absolutes Big Business", sagte der SPD-Politiker. Das zeigt sich auch an den Steuereinnahmen: 5,2 Milliarden Euro nahm der Staat 2021 durch legales Glücksspiel ein - mehr als doppelt so viel wie über die Alkoholsteuer, die im Jahr nur etwa zwei Milliarden Euro einbringt.
"Big Business" Glücksspiel - Steuereinnahmen spülen Milliarden in Staatskasse
Der Glücksspielatlas wurde von Wissenschaftlern aus der Suchtforschung und Suchthilfe erstellt und vom Bundesgesundheitsministerium gefördert. Er soll einen grundsätzlichen Überblick über das Thema in Deutschland geben, etwa über rechtliche Regelungen, Umsätze in der Branche und Themen wie Sucht und Prävention.
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"Glücksspiel macht seine Teilnehmenden selten glücklich", sagte Blienert. In Deutschland gibt es demnach rund 1,3 Millionen Menschen, bei denen sich das Leben fast nur noch ums Spielen dreht. Bei ihnen besteht eine sogenannte Glücksspielstörung. Die Folgen der Sucht können schwerwiegend sein: Verschuldung, Verlust von Job und Familie, Beschaffungskriminalität, gesundheitliche Schäden bis hin zur Suizidalität. "Glücksspielsucht ist eine Krankheit", sagte Christina Rummel, Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, am Montag in Berlin.
Weitere 3,3 Millionen Menschen zeigen laut Glücksspielatlas ein riskantes Spielverhalten mit ersten Anzeichen für eine Sucht, etwa entzugsähnliche Erscheinungen, wenn nicht gespielt wird, oder die Rückkehr zum Glücksspielen am nächsten Tag, um Verluste auszugleichen. Die Daten stammen aus einer Befragung von 2021.
4,6 Millionen Menschen spielsüchtig oder gefährdet - so sind die Zahlen in Bayern
In Bayern wird die Anzahl der Menschen mit einer "Störung durch Glücksspiele" auf 209.000 geschätzt. Ein Wert, der auf dem 2022 veröffentlichte Glücksspielsurvey 2021 des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) beruht und laut dem 2,3 Prozent der deutschen Bevölkerung im Alter von 18-70 Jahren eine "Störung durch Glücksspiele" aufweisen.
Wie die Landesstelle Glückspielssucht in Bayern schreibt, wird bei 100.000 Spielern von einer leichten Störung, bei 63.500 von einer mittleren Störung und bei 45.500 von einer schweren Störung ausgegangen. Insgesamt nahmen dem Glücksspielatlas vom zweiten Quartal 2023 zufolge 12,3 Prozent der Bevölkerung des Freistaats im vergangenen Jahr an Glücksspielen teil. 2022 gab es in Bayern 863 Spielhallenstandorte mit 15.568 Automaten.