Experten: Anteil der Schwarzarbeit steigt weiter
Autor: dpa
, Dienstag, 30. Januar 2024
Prognosen zufolge ist in diesem Jahr mit einem Anstieg illegaler Jobs in Deutschland zu rechnen. Der erwartete Wert der durch Schwarzarbeit erbrachten Leistungen: 481 Milliarden Euro.
Der Fahrer, der gegen Bares schnell ein paar Kartons vom Möbelmarkt liefert. Der Alleskönner, der im Sommer die Hecken schneidet und sich ein paar Euro dazu verdient. Es sind verbreitete, wenn auch kleine Beispiele für ein Phänomen, das an Bedeutung gewonnen hat: Schattenwirtschaft. Im Volksmund: Schwarzarbeit. Es reicht vom Hobbygärtner im Auftrag des Nachbarn bis zu professionellen, internationalen Banden, wie der Zoll in seinem Jahresbericht für 2022 schreibt.
Ihr Umfang in Deutschland nimmt Experten zufolge in diesem Jahr weiter zu. Insgesamt werde der Wert der durch Schattenwirtschaft illegal erbrachten Leistungen um 38 Milliarden auf 481 Milliarden Euro steigen, heißt es in einer Schätzung, die vom Linzer Professor Friedrich Schneider und seinem Tübinger Kollegen Bernhard Boockmann vom Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung veröffentlicht wurde.
Der Anteil der prognostizierten Schattenwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt nehme damit auf 11,3 Prozent zu. Dieser steigt nach einer Phase des Absinkens seit 2021 wieder und dürfte nach Einschätzung der Ökonomen in diesem Jahr das Niveau von 2014 erreichen. Mit einem Anstieg um zwei Prozentpunkte in den vergangenen fünf Jahren liegt Deutschland international im Mittelfeld. Den höchsten Anstieg unter 21 ausgewählten Industrieländern hatte den Berechnungen zufolge das Brexit-Land Großbritannien mit 3,9 Prozent zu verzeichnen. Norwegen kam mit einem Zuwachs um 0,1 Prozent davon.
Keine exakten Zahlen
«Wir haben keine exakten Zahlen, weil niemand die Schwarzarbeit exakt erfassen kann», sagt Schneider. Deswegen müssen er und Boockmann mit statistischen Kniffen vorgehen. Belastende Faktoren werden ermittelt, etwa die Höhe des Steuerdrucks oder die des Verdrusses gegen den Staat. Sie werden ins Verhältnis zu messbaren Größen gesetzt, etwa die Nachfrage nach Bargeld.
Die Schätzung geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr um 0,6 Prozent schrumpfte und die Zahl der Arbeitslosen bei durchschnittlich 2,6 Millionen lag. Ferner ging eine erwartete Inflationsrate von 2,7 Prozent in die Berechnungen ein. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes sank die deutsche Wirtschaftsleistung preisbereinigt allerdings um 0,3 Prozent. Und die Inflation lag 2023 nach bisherigen Daten bei 5,9 Prozent.
Die Experten erwarten, dass die Einführung des Bürgergeldes mit einem erhöhten Regelsatz in der Summe die Schwarzarbeit senkt. Zwar werden die verbesserten Bezüge demnach auch dazu führen, dass ein Teil der Bürgergeldbezieher weniger danach strebe, einen legalen Job aufzunehmen. Jedoch überwiege der Effekt, dass durch die erhöhten Bürgergeld-Zahlungen weniger Bezieher die Notwendigkeit spürten, illegal nebenbei zu verdienen. Somit nehme die Schwarzarbeit durch die Einführung des Bürgergeldes um 2,4 Milliarden Euro ab.
Durch die Rückkehr zum vollen Mehrwertsteuer-Satz in der Gastronomie dagegen werde ein gegenteiliger Effekt erzielt. Die Wissenschaftler gehen hier von einer Zunahme der Schwarzarbeit um 1,9 Milliarden Euro aus.