Ex-Minister Scheuer nach Maut-Debakel angeklagt
Autor: Andreas Hoenig, Mia Bucher, Marion van der Kraats, dpa
, Mittwoch, 20. August 2025
Wegen einer Falschaussage im Kontext mit dem Maut-Debakel hat die Staatsanwaltschaft den ehemaligen CSU-Minister angeklagt. Scheuer kann das nicht nachvollziehen.
Dem ehemaligen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer droht im Zusammenhang mit der gescheiterten Pkw-Maut ein Prozess. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat den 50-Jährigen wegen uneidlicher Falschaussage vor dem Maut-Untersuchungsausschuss des Bundestags angeklagt. Auch gegen den ehemaligen Staatssekretär Gerhard Schulz wurde Anklage erhoben, wie Staatsanwaltschaftssprecher Sebastian Büchner der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Darum geht es in der Anklage
Die Pkw-Maut - ein Prestigeprojekt der CSU in der damaligen schwarz-roten Bundesregierung - war im Juni 2019 vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) als rechtswidrig gestoppt worden. Ein Untersuchungsausschuss hatte sich danach mit möglichen Fehlern Scheuers befasst.
Der Ausschuss hatte im Dezember 2019 seine Arbeit aufgenommen und diese im Sommer 2021 abgeschlossen. In der Kritik stand vor allem, dass Scheuer Betreiberverträge zur Pkw-Maut schon Ende 2018 abschloss, noch bevor endgültige Rechtssicherheit beim EuGH bestand.
Laut Anklage sollen Scheuer und Schulz bei ihrer Befragung in dem Ausschuss «bewusste Falschaussagen» gemacht haben. Auf Fragen Abgeordneter, ob seitens der Betreiber bei einem Treffen am 29. November 2018 angeboten worden sei, die Verträge erst nach der EuGH-Entscheidung zu unterzeichnen, sollen beide «entgegen ihrer tatsächlichen Erinnerung angegeben haben, sich an ein solches Verschiebungsangebot nicht erinnern zu können», so die Staatsanwaltschaft.
Das sagt Ex-Minister Scheuer zu den Vorwürfen
Der ehemalige CSU-Minister weist den Vorwurf weiterhin zurück. «Es ist richtig: Herr Scheuer tritt diesem Vorwurf nachdrücklich entgegen», sagte Scheuers Rechtsanwalt Daniel Krause der Deutschen Presse-Agentur.
Zuvor hatte sich der 50-Jährige bereits in der «Bild» zu den Vorwürfen geäußert und die Anklage als «nicht nachvollziehbar» bezeichnet. «Die Motive und der Zeitpunkt für die Anklage sind mir unverständlich und erscheinen mehr politisch motiviert», so Scheuer zur «Bild». Der Sprecher der Staatsanwaltschaft wies den Vorwurf einer politischen Motivation zurück.
Der ehemalige Minister werde sich darüber hinaus nicht weiter äußern, sagte sein Anwalt. Dies gelte auch für den Mitangeklagten Schulz (59). Auch der frühere Staatssekretär bestreitet den Vorwurf nach übereinstimmenden Angaben von Verteidigung und Staatsanwaltschaft.