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Europaweites Bahn-Ranking: So mies schneiden Deutsche Bahn und Flixtrain ab


Autor: Stefan Lutter

Berlin, Montag, 09. Dezember 2024

Ein aktuelles Ranking hat europäische Bahnen auf Effizienz und Nachhaltigkeit untersucht. Die beiden deutschen Anbieter für Zugreisen schneiden wenig ruhmreich ab.
Das neue europäische Bahnranking vom 9. Dezember 2024 zeigt: Deutsche Bahn und Flixtrain schneiden im Vergleich bei Effizienz und Nachhaltigkeit schlecht ab.


  • Neues Bahn-Ranking für Europa veröffentlicht
  • Deutsche Bahn auf Platz 16 von 27
  • Flixtrain ist der günstigste Anbieter
  • Effizienz und Nachhaltigkeit in europäischen Bahnsystemen bewertet
  • VCD fordert Verbesserungen bei Zuverlässigkeit und Service

Der europäische Dachverband Transport and Environment (T&E) hat 27 Bahnbetreiber in Europa in einem Bahnranking untersucht. Die beiden deutschen Anbieter kommen dabei nicht besonders gut weg: Die Deutsche Bahn (DB) belegt darin insgesamt Platz 16 und Flixtrain Platz 20. Das teilt der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) mit Sitz in Berlin am Montag, 9. Dezember 2024, mit.

Deutschland im europäischen Bahnvergleich: Deutsche Bahn auf Platz 16 von 27

Bei der Zuverlässigkeit schneiden demnach beide mit den Plätzen 17 (DB) und 23 (Flixtrain) noch schlechter ab. In einzelnen Kategorien wie günstigster Anbieter (Flixtrain) oder bestes Buchungserlebnis (DB) liegen die deutschen Eisenbahnunternehmen jedoch vorn.

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Die ebenfalls am 9. Dezember veröffentlichte Untersuchung von Transport & Environment bewertete die Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit europäischer Bahnsysteme und identifizierte die besten und schlechtesten Anbieter. Die Studie mit dem Titel "Mind the gap! Europe’s Rail Operators: a Comparative Ranking" analysierte mehrere Faktoren, darunter die Nutzung von erneuerbarer Energie, die Preisgestaltung, die Pünktlichkeit und die Qualität der Dienstleistungen im Schienenverkehr. Sie hob hervor, dass die Schweiz, die Niederlande und Dänemark am besten abschneiden, vor allem aufgrund ihrer Effizienz, ihrer geringen Emissionen und ihres kundenfreundlichen Angebots. Diese Länder integrieren erneuerbare Energien effektiv in ihre Bahnsysteme und stellen sicher, dass der Schienenverkehr sowohl nachhaltig als auch wettbewerbsfähig bleibt.

Im Gegensatz dazu schneiden Länder wie Polen und Ungarn in der Untersuchung eher schlecht ab, hauptsächlich wegen veralteter Infrastrukturen, hoher Emissionen und weniger überzeugender Serviceleistungen. Die Studie betont die Notwendigkeit, in die Modernisierung der Bahninfrastruktur zu investieren und den Zugang zu umweltfreundlicheren Energien zu verbessern, um die Attraktivität des Zugverkehrs gegenüber anderen Transportmitteln zu steigern.

Italiener und Schweizer vorn

Insgesamt unterstreicht die Untersuchung, wie wichtig politische Unterstützung, Investitionen und strategische Planung sind, um die Klimaziele zu erreichen und den öffentlichen Verkehr in allen europäischen Ländern zu fördern. T&E berücksichtigt für die Auswertung acht Kriterien. Am stärksten gewichtet werden die Fahrkartenpreise. Weitere Kriterien sind etwa die Zuverlässigkeit, das Buchungserlebnis, die Annehmlichkeiten an Bord sowie - falls vorhanden - Nachtzüge und die Fahrradmitnahme. Die Auswertung konzentriert sich auf Mittel- und Langstreckenverbindungen.

An der Spitze stehen die italienische Eisenbahngesellschaft Trenitalia sowie die Schweizerische Bundesbahnen SBB. Die Italiener überzeugen mit 7,7 von 10 möglichen Punkten in fast allen Bereichen, in der Kategorie Sondertarife und Ermäßigungen erzielen sie sogar den Bestwert. Die SBB (Gesamturteil 7,4) kommt dagegen bei der Zuverlässigkeit auf den europaweiten Bestwert von 7,8. Das tschechische Privatunternehmen Regiojet kommt ebenfalls auf 7,4 - vor allem wegen günstiger Tickets. 

Auf dem letzten Platz landet dagegen der Anbieter Eurostar, der mit Hochgeschwindigkeitszügen von London durch den Eurotunnel fährt. Grund dafür sind vor allem hohe Ticketpreise, aber auch geringe Zuverlässigkeit. Eurostar verlange pro gefahrenem Kilometer zwar beinahe das doppelte des europäischen Durchschnitts, liefere aber keinen besseren Service, heißt es. 

Zuverlässigkeit ist das Hauptproblem von DB und Flixtrain

In Sachen Zuverlässigkeit kann die Deutsche Bahn nicht überzeugen. Mit einem Zuverlässigkeitswert von 2,5 belegt der Konzern den drittletzten Platz unter allen Anbietern. "Passagiere erlebten häufig Verspätungen und Ausfälle", heißt es in der T&E-Untersuchung. Flixtrain erreicht hier 3,9 Punkte und kommt auf Platz 17. Was die Deutsche Bahn jedoch auszeichne, sei das hervorragende Buchungserlebnis mit einer Bewertung von 9,6 Punkten sowie die positiven Erfahrungen während der Fahrt selbst, die mit 8,7 Punkten bewertet werden.

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Laut Alexander Kaas Elias, Sprecher für Bahn des ökologischen Verkehrsclubs VCD, unterstreiche die Analyse, dass es bei den europäischen Bahnen viel zu verbessern gebe - insbesondere bei den in Deutschland tätigen Unternehmen. Dies werde bei Flixtrain und DB deutlich, wenn man auf die Zuverlässigkeit schaut: Beide schneiden mit den Plätzen 17 und 23 (sehr) schlecht ab. Die Betreiber müssen dringend daran arbeiten, in die Spitzengruppe der elf Betreiber mit einer Pünktlichkeitsquote von über 80 Prozent aufzusteigen. Hier führen die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), die SNCB (Spanien) und die Renfe (Spanien).

Flixtrain ist mit nur drei Cent pro gefahrenem Kilometer deutlich günstiger als die Deutsche Bahn, nämlich viermal so preiswert. Besonders auf der Strecke Hamburg-Berlin zeigt sich dieser Unterschied deutlich, da die Preise dort sogar 5,5-mal niedriger sind. Während Flixtrain der günstigste aller untersuchten Anbieter ist, erreicht die DB nur Platz 19. Bei den Rabatten und Sondertarifen liegt sie auf Platz 23 und damit weit hinter der europäischen Spitze. Dort rangieren die BDZ (Bulgarien), die CP (Portugal), Hellenic Trains (Griechenland), SJ (Schweden) und die italienischen Betreiber Italo und Trenitalia vorn.

Fahrgäste benötigen günstigere Tickets 

Konkret bedeute dies laut Verkehrsclub: Die Deutsche Bahn hat insgesamt kein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, auch wenn sie Rabatte anbietet. Der VCD fordert, dass DB und Flixtrain noch mehr Anstrengungen unternehmen, um in Sachen Service und Qualität aufzuholen und ein besseres Angebot für Deutschland und Europa bereitzustellen.

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Für alle europäischen Bahnen gelte: Bis sie die wachsenden Wünsche nach grenzüberschreitenden Reisen erfüllen können, haben sie noch einen weiten Weg vor sich. Es gibt zu wenige oder gar keine Verbindungen zwischen den europäischen Staaten, und das Buchen mit mehreren Anbietern gleicht oft einer Lotterie - weshalb internationale Bahnreisen viel schwieriger zu planen sind als Flugreisen.

Auch deshalb appelliert der Verkehrsclub Deutschland an den neuen EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas, Wort zu halten. Er hatte im Europäischen Parlament versprochen, binnen eines Jahres einen Vorschlag für ein besseres EU-Bahnbuchungssystem vorzulegen. Das braucht es auch, um Bahnfahrten in Europa attraktiver zu machen, so die Meinung des VCD: "Der Ministerrat der EU darf es nicht länger blockieren. Denn nur mit einem besseren Service werden mehr Menschen in Europa die umweltfreundliche Schiene wählen."

Bei Transport & Environment (T&E) handelt es sich um eine europäische Dachorganisation, die sich für einen nachhaltigen Verkehr einsetzt. Zu den Mitgliedern zählen etwa der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Naturschutzbund Deutschland. 

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