EU-Staaten stimmen für lockerere Gentechnik-Vorgaben
Autor: Marek Majewsky, dpa
, Freitag, 19. Dezember 2025
Im Supermarkt dürfen künftig genveränderte Lebensmittel ohne spezielle Kennzeichnung liegen. Das sieht ein Deal von EU-Staaten und Europaparlament vor. Die finale Annahme ist nun einen Schritt weiter.
Unter den EU-Staaten zeichnet sich eine ausreichende Mehrheit dafür ab, dass Lebensmittel künftig im Supermarkt ohne spezielle Kennzeichnung verkauft werden dürfen. Im Ausschuss der Ständigen Vertreter signalisierten genügend EU-Staaten ihre Unterstützung für die Lockerung der entsprechenden Gentechnikvorgaben.
Deutschland enthielt sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bei der Aussprache. Auch acht weitere Länder stimmten dem Vorhaben nicht zu, eine ausreichende Mehrheit gab es trotzdem. «Mit dieser Vereinbarung haben wir einen großen Schritt zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Agrar- und Lebensmittelsektors getan», teilte die dänische EU-Ratspräsidentschaft mit.
Landwirte erhielten neue und sichere Instrumente, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, so die Dänen. Zudem werde die Landwirtschaft nachhaltiger und widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel. Dänemark hält noch bis Jahresende den regelmäßig wechselnden Vorsitz unter den EU-Staaten.
Deutscher Umweltminister mit Kritik
Bundesumweltminister Casten Schneider (SPD) bezeichnete die Entscheidung aus Brüssel als schweren Fehler. «Falls das EU-Parlament diesen Fehler nicht noch korrigiert, wird es darum gehen, den Schaden für Deutschland zu begrenzen», so der Minister. Gentechnikfreie Landwirtschaft müsse möglich und bezahlbar bleiben. Es brauche Lieferketten, die sicherstellten, dass gentechnisch veränderte von gentechnikfreien Pflanzen und Produkten unterscheidbar seien.
Vor rund zwei Wochen hatten sich bereits Unterhändler des Europaparlaments und der Mitgliedsstaaten darauf geeinigt, dass es künftig zwei Kategorien von Gentechnik geben soll. Gentechnisch veränderte Lebensmittel, bei denen weniger gravierende Eingriffe vorgenommen wurden, sollen auch ohne spezielle Prüfung und ohne Kennzeichnung den Weg in den Supermarkt finden. Wenn größere Eingriffe in das Erbgut vorgenommen wurden, gelten weiterhin deutlich strengere Auflagen.
Verbraucher müssen künftig genauer hinschauen
Wenn die neuen Vorgaben auch formell bestätigt werden, können Verbraucher künftig nicht mehr auf den ersten Blick erkennen, ob sie durch moderne Gentechnikverfahren veränderte Lebensmittel essen.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband sieht darin eine «herbe Enttäuschung». Die Verbraucherorganisation Foodwatch spricht von einem Geschenk an die Agrar-Lobby. Produkte, in denen gekennzeichnete gentechnisch veränderte Pflanzen verarbeitet sind, haben in Deutschland im Verkauf derzeit keine Bedeutung.