EU-Kommission senkt Konjunkturprognose zum dritten Mal
Autor: Katharina Redanz, dpa
, Donnerstag, 15. Februar 2024
Wenig Kaufkraft, hohe Zinsen: Die EU-Wirtschaft ist schwächer als erwartet ins Jahr gestartet. Erneut senkt Brüssel die Konjunkturprognose. Auch für Deutschland sind die Erwartungen trüber.
Die Wirtschaft in der EU wird in diesem Jahr nach einer Prognose der Europäischen Kommission langsamer wachsen als zuletzt erwartet. Die Behörde senkte ihre Konjunkturprognose für 2024 das dritte Mal in Folge. Auch für Deutschland sind die Aussichten trüber geworden - die größte Volkswirtschaft Europas dürfte in diesem Jahr mit einem Miniwachstum Schlusslicht im Euroraum sein. Für Verbraucher gibt es aber gute Nachrichten: Die Experten in Brüssel gehen davon aus, dass sich die Inflation schneller abschwächt.
Für die EU rechnet die Kommission 2024 mit einem Wachstum von 0,9 Prozent. Im Herbst erwartete die Behörde noch 1,3 Prozent. Für die Eurozone prognostiziert die Kommission nun ein Wachstum von 0,8 Prozent (Herbst: 1,2 Prozent).
Schwächerer Jahresstart
Auch für das vergangene Jahr senkte die Kommission ihre Schätzung und geht von einem Wachstum von 0,5 Prozent in EU und Eurozone aus (vorher: 0,6 Prozent). «Nach einem schwierigen Jahr 2023 hat sich die europäische Wirtschaft etwas schwächer entwickelt als erwartet», sagte Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis. Die Erholung dürfte sich aber im Laufe des Jahres und bis 2025 allmählich beschleunigen. Die Inflation gehe weiter zurück. Reallohnzuwächse in Verbindung mit einem widerstandsfähigen Arbeitsmarkt dürften die Nachfrage der Verbraucher stützen, sagte Dombrovskis. Für 2025 wird für die Staatengemeinschaft ein Wachstum von 1,7 Prozent und für die Euroländer von 1,5 Prozent vorausgesagt.
Unsicherheiten bleiben
Allerdings stehe die Prognose vor dem Hintergrund verschiedener Risiken: «Geopolitische Spannungen, ein immer instabileres Klima und eine Reihe entscheidender Wahlen in diesem Jahr auf der ganzen Welt sind allesamt Faktoren, die die Unsicherheit in Bezug auf diese Aussicht erhöhen», sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni.
So bestünden Unsicherheiten wegen der Gefahr einer weiteren Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten, hieß es von der Kommission. Der Anstieg der Schifffahrtskosten als Folge der Schwierigkeiten im Roten Meer werde sich voraussichtlich nur geringfügig auf die Inflation auswirken. «Weitere Unterbrechungen könnten jedoch zu erneuten Versorgungsengpässen führen, die die Produktion abwürgen und Preise in die Höhe treiben könnten», hieß es.
Seit Beginn des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Große Reedereien meiden die Route. Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer.
Innerhalb der EU bleibe abzuwarten, wie sich etwa Konsum und Lohnwachstum entwickelten - ebenso wie die Zinsen. Daneben seien Klimarisiken und häufigeres Extremwetter weiter eine Bedrohung.