Im Januar verhängte die Essener Tafel einen Aufnahme-Stopp für Ausländer, am Dienstag wurde darüber erneut beraten. Eine neue Lösung ist gefunden.
Update, 03.04.2018, 16:30 Uhr: Aufnahme von Ausländern noch nicht bestätigt
Die Essener Tafel hat am Dienstag neue Aufnahmeregeln beschlossen, die an diesem Mittwoch in Kraft treten sollen. Zuvor sollten noch die elf Außenstellen der Tafel informiert werden, sagte der Vorsitzende des Trägervereins, Jörg Sartor, auf Nachfrage. Über die neuen Kriterien für die Aufnahme von Bedürftigen in die Lebensmittelverteilung wollte sich Sartor noch nicht äußern. Medienberichte, wonach wieder Ausländer als Neukunden aufgenommen werden, bestätigte er nicht. Der Beschluss solle erst am Mittwoch veröffentlicht werden, sagte er.
Originalmeldung: Essener Tafel will Ausländer wieder aufnehmen
Die Essener Tafel wird ab Mittwoch wieder Ausländer als Neukunden aufnehmen. Knapp drei Monate lang hatte die Essener Tafel einen Aufnahme-Stopp für Ausländer verhängt. Die Regelung sorgte bundesweit für teils heftig geführte, kontroverse Diskussionen. Der Vorstand des Trägervereins der Essener Tafel hat am Dienstag beschlossen, den Aufnahme-Stopp aufzuheben. Zuvor sollen alle elf Außenstellen des Vereins über die Details des Beschlusses informiert werden. Dies teilte der Vereinsvorsitzende Jörg Sartor mit.
Aufnahme-Stopp für Ausländer: Das war der Grund
Seit dem 10. Januar hatte die Hilfsorganisation Ausländer als Neukunden bei der Essensausgabe abgelehnt und damit bundesweit eine kontroverse Diskussion ausgelöst. Die Tafel hatte diesen Schritt mit einem sehr hohen Anteil an Ausländern unter ihren Kunden begründet. Gerade ältere Menschen und alleinerziehende Mütter hätten sich von den vielen fremdsprachigen jungen Männern in der Warteschlange abgeschreckt gefühlt, hieß es.
Neue Lösung: Unabhängig von der Nationalität
Nachdem sich unter anderem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisch geäußert hatte, war am 9. März bei einem Runden Tisch eine neue Lösung gefunden worden: Demnach soll bei Kapazitätsengpässen der Tafel die Herkunft der Bedürftigen künftig kein Kriterium mehr sein. Stattdessen sollen - unabhängig von ihrer Nationalität - Alleinerziehende, Familien mit minderjährigen Kindern sowie Senioren bevorzugt aufgenommen werden. An dem Runden Tisch hatten Vertreter der Essener Tafel, der Essener Wohlfahrtsverbände sowie des Verbundes der Essener Migrantenselbstorganisationen teilgenommen.
Merkel-Kritik: "Das ist nicht gut"
Merkel hatte die Entscheidung, vorübergehend keine Ausländer mehr aufzunehmen, Ende Februar in einem Interview des Fernsehsenders RTL kritisiert. Wörtlich sagte sie: "Da sollte man nicht solche Kategorisierungen vornehmen. Das ist nicht gut." Aber die Entscheidung der Ehrenamtlichen in Essen zeige auch "den Druck, den es gibt", und wie viele Bedürftige auf Lebensmittelspenden angewiesen seien.
Der Chef des Tafel-Bundesverbandes hatte die Kritik der Kanzlerin zurückgewiesen. "Wir lassen uns nicht von der Kanzlerin rügen, denn die aktuelle Entwicklung ist eine Konsequenz ihrer Politik", hatte der Verbandsvorsitzende Jochen Brühl der "Neuen Osnabrücker Zeitung" gesagt.
Diskussion um Ausländer-Stopp am Dienstag fortgesetzt
Die Essener Tafel will am Dienstag beraten, wann der umstrittene Aufnahme-Stopp für Ausländer wieder aufgehoben wird. Der Vorstand werde sich auf einem Treffen mit dieser Frage beschäftigen, sagte der Vorsitzende des Tafel-Trägervereins, Jörg Sartor. Das Ergebnis der Vorstandssitzung will der Verein erst nach Gesprächen mit seinen Außenstellen veröffentlichen. Wann das sein wird, blieb zunächst offen.
Umstrittene Entscheidung: Essener Tafel nimmt nur noch Deutsche auf