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Wohl vor Supermarkt erfroren: Obdachloser in Frankfurt tot gefunden


Autor: Io Görz

Frankfurt am Main, Samstag, 17. Dezember 2022

Bei großer Kälte ist in dieser Woche ein Obdachloser in Frankfurt wohl vor einem Supermarkt erfroren. Genaueres soll eine Obduktion klären. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe fordert mehr Hilfen für Obdachlose im Winter von den Kommunen ein.
Womöglich ist in Frankfurt ein Obdachloser erfroren. Tun die Kommunen zu wenig?


Die Temperaturen fallen und in Frankfurt hat es wohl nun einen Todesfall in Zusammenhang mit der Kälte gegeben. Wie die Polizei mitteilt, ist ein 46-jähriger Obdachloser in der Nacht zum Mittwoch womöglich erfroren. Der Mann war von Mitarbeitenden der Diakonie Frankfurt auf einem Supermarkt-Parkplatz im Gallusviertel tot gefunden worden. 

"Möglicherweise starb er aufgrund der kalten Temperaturen, die genaue Todesursache soll nun eine Obduktion klären", sagte ein Sprecher der Polizei am Donnerstag. Der Mann hatte sich der Polizei zufolge regelmäßig auf dem Parkplatz aufgehalten und dort übernachtet - mit tödlichem Ausgang. 

Nach möglichem Kältetod: Forderung an Kommunen nach mehr Kälteschutz

Die Diakonie in Frankfurt äußerte sich bestürzt: "Wir sind betroffen und erschüttert über den Tod des Mannes. Es ist tragisch, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich durch unsere Hilfsangebote nicht erreichen lassen", sagte Diakoniepfarrer Markus Eisele laut einer Mitteilung. Eisele weiter: "Unsere Aufgabe als Gesellschaft ist es, genau hinzusehen und die Ursachen für Wohnungslosigkeit gezielt anzugehen und denen beizustehen, die nicht in der Lange sind, angebotene Hilfen anzunehmen."

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Die Frankfurter Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) appellierte an Bürgerinnen und Bürger, auf Menschen achtzugeben, die sich bei frostigen Temperaturen draußen aufhalten. "Wer einen Menschen auch tagsüber in einer verstecken Ecke oder schlecht ausgestattet im Freien schlafen sieht, sollte unbedingt Hilfe rufen", sagte Voitl laut Mitteilung. Dazu gibt es die Telefonnummern des Frankfurter Kältebusses, der Hotline für soziale Notlagen oder in Notfällen die Notrufnummer 112, sagte eine Sprecherin.

Mit den sinkenden Temperaturen steigen die Zahlen der Obdach- und Wohnungslosen in den Notunterkünften. Die Lage sei auch wegen des russischen Angriffskriegs schwierig, infolge der Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine gebe es weniger Kapazitäten für Winternotprogramme, hieß es von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Hinzu komme die Energiekrise. Der Verband forderte die Kommunen auf, den Kälteschutz für obdachlose Menschen zu erhöhen. Geschäftsführerin Werena Rosenke appellierte zudem an die Bürger, sich an den Rettungsdienst oder die Kältehilfe zu wenden, wenn der Eindruck bestehe, ein Mensch auf der Straße brauche Hilfe.

Kälte vor Weihnachten geht weiter 

In Deutschland bleibt es in den nächsten Tagen winterlich, vor allem in den Nächten wird es oftmals frostig-eisig. In der Nacht zum Freitag steht im Süden und Südosten eine gefährliche Wetterlage an, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Donnerstag mitteilte. Vom Bodensee bis in den Großraum Passau könne es zu gefrierendem Regen und daher zu Glatteis kommen, hieß es. Bitterkalte Nächte sind vor allem für Menschen ohne festen Wohnsitz ein Problem, die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe forderte mehr Schutz in der Kälte für Obdachlose. In seiner Vorhersage rechnet der DWD für das Wochenende mit ruhigen und trocken-kalten Bedingungen. "In den Nächten wird es auch am Wochenende sehr kalt, vor allem dort, wo Schnee liegt, ist strenger Frost möglich", sagte DWD-Meteorologe Marcel Schmid. Die Tiefstwerte liegen in den Nächten auf Samstag und auf Sonntag zwischen minus fünf und minus elf Grad, hieß es. Im Südosten, vor allem in Bayern, können in der Nacht zum Sonntag bis zu minus 15 Grad erreicht werden.

Am frühen Donnerstagmorgen hatte für den äußersten Süden Deutschlands wegen Glatteis-Gefahr eine Unwetterwarnung des DWD gegolten, die der Wetterdienst am Vormittag aufhob. Insbesondere in Südbayern kam es auf den Straßen wegen Glatteis und Schnee zu Unfällen. Am Münchner Flughafen wurden den zweiten Tag in Folge mehr als 100 Verbindungen gestrichen. Ein 79 Jahre alter Mann rutschte im oberbayerischen Murnau am Mittwoch auf einem vereisten Gehweg aus und starb, teilte die Polizei am Donnerstag mit.

In Baden-Württemberg hatten Feuerwehr und Rettungsdienste bei Schnee und Glatteis ebenfalls viel zu tun. Nach dem ersten größeren Einbruch der kalten Jahreszeit am Mittwoch wurden Hunderte Unfälle registriert, zahlreiche Menschen wurden verletzt. In Sachsen waren die Temperaturen in der Nacht zum Donnerstag eisig: Am kältesten war es mit minus 15 Grad Celsius in Dippoldiswalde und Sohland an der Spree, wie der DWD mitteilte. In Sachsen-Anhalt registrierten die Meteorologen die bislang kälteste Nacht des Winters mit minus 16 Grad im Oberharz am Brocken. In Thüringen war es in der Nacht zum Donnerstag mit minus 14 Grad in Olbersleben am kältesten.

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