"Nach Andruck meine Kündigung eingereicht": Musk-Gastbeitrag in "Welt am Sonntag" sorgt für Ärger
Autor: Agentur dpa
Deutschland, Sonntag, 29. Dezember 2024
Tesla-Chef und X-Eigentümer Elon Musk hat Gefallen an der AfD gefunden. In einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag" erneuert der Tech-Milliardär seinen Wahlaufruf für die Partei - mit einer ungewöhnlichen Argumentation. Jetzt reagiert sogar Union-Kanzlerkandidat Friedrich Merz.
Der US-Milliardär Elon Musk hat seinen Wahlaufruf für die AfD bei der Bundestagswahl erneuert. "Die Alternative für Deutschland (AfD) ist der letzte Funke Hoffnung für dieses Land", schreibt Musk in einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag" (WamS). Während er sich in der vergangenen Woche noch knapp auf dem ihm gehörenden Onlinedienst X geäußert hatte ("Nur die AfD kann Deutschland retten"), begründete Musk seine Wahlempfehlung nun ausführlich. Bei den Themen Wirtschaftsbelebung, Energieversorgung und Kontrolle der Migration würde die AfD die richtigen Standpunkte vertreten.
Außerdem sehe er die AfD dem "politischen Realismus" verpflichtet. Musk, der für provokante Postings in hoher Frequenz auf seiner Plattform bekannt ist und Kanzler Olaf Scholz (SPD) unter anderem als "Narren" bezeichnet hatte, schreibt in der Zeitung weiter: "Die Darstellung der AfD als rechtsextrem ist eindeutig falsch, wenn man bedenkt, dass Alice Weidel, die Vorsitzende der Partei, eine gleichgeschlechtliche Partnerin aus Sri Lanka hat! Klingt das für Sie nach Hitler?"
Musk begründet Wahlaufruf für die AfD - "politischer Realismus"
Weidel zitierte auf X einen Ausschnitt aus Musks Beitrag, ohne ihn weiter zu kommentieren: "Die #AfD setzt sich für eine kontrollierte Einwanderungspolitik ein, die der Integration und dem Erhalt der deutschen Kultur und der Sicherheit Vorrang einräumt. Dabei geht es nicht um Fremdenfeindlichkeit, sondern darum, dass Deutschland seine Identität nicht im Streben nach Globalisierung verliert." Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall.
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Der Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, kritisierte Musks Verhalten. "Ich kann mich nicht erinnern, dass es in der Geschichte der westlichen Demokratien einen vergleichbaren Fall der Einmischung in den Wahlkampf eines befreundeten Landes gegeben hat", sagte der CDU-Chef den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der Wahlaufruf sei "übergriffig und anmaßend."
"Stellen wir uns einen kurzen Augenblick die – berechtigte – Reaktion der Amerikaner auf einen vergleichbar einseitigen Beitrag eines namhaften deutschen Unternehmers in der "New York Times" zugunsten der Wahl eines Außenseiters im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf vor", sagte Merz.
Musk-Beitrag in deutscher Zeitung sorgt für Aufruhr - Ressortleiterin reicht offenbar Kündigung ein
In der "Wams" widersprach der künftige Chefredakteur der "Welt"-Gruppe, Jan Philipp Burgard, den Ausführungen des Milliardärs: "Musks Diagnose ist korrekt, doch sein Therapieansatz, nur die AfD könne Deutschland retten, ist fatal falsch." Beide Beiträge - der von Musk und der von Burgard - waren in der gedruckten Zeitung direkt nebeneinander platziert.
Innerhalb der Redaktion führte der Musk-Beitrag zu Ärger. Die Ressortleiterin Meinung von "Welt" und "WamS" der Zeitungsgruppe Welt postete auf X, sie habe als Konsequenz aus dem Musk-Text "nach Andruck meine Kündigung eingereicht". Auch andere Welt-Journalisten posteten öffentlich auf X ihren Unmut.