Einer der schwierigsten Jobs: Neue Bahn-Spitze gesucht
Autor: Andreas Hoenig, Fabian Nitschmann und Matthias Arnold, dpa
, Donnerstag, 21. August 2025
Die Suche nach einem neuen Bahnchef oder einer neuen Bahnchefin läuft. Der Verkehrsminister ist zuversichtlich, bald jemanden präsentieren zu können. Doch die Kritik an seinem Vorgehen bleibt.
Wer leitet künftig einen der am meisten kritisierten Konzerne dieses Landes? Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) ist zumindest zuversichtlich, bald jemanden für die Spitze der Deutschen Bahn präsentieren zu können. «Ich habe den Eindruck, es gibt ausreichend Interessenten dafür und unsere Aufgabe ist es, unter denen, die zur Verfügung stehen, die Beste, den Besten aus unserer Sicht auszuwählen», sagte der CDU-Politiker am Mittwochabend in Kröv in Rheinland-Pfalz am Rande einer Sommerreise vor Journalisten.
Vor rund einer Woche hatte der Minister für viele überraschend verkündet, dass der aktuelle Bahnchef, Richard Lutz, seinen Posten wird räumen müssen. Aus Sicht der neuen Regierung ist er nicht der Richtige, um die tiefgreifende Krise des bundeseigenen Konzerns zu bewältigen. Schon im Koalitionsvertrag hatten die drei Regierungsparteien deshalb eine Neuaufstellung des Bahnvorstands vereinbart.
Neue Strategie am 22. September
Schnieder will am 22. September eine neue Strategie für den kriselnden Konzern vorstellen. In diesem zeitlichen Rahmen solle auch das entsprechende Personal präsentiert werden, sagte Schnieder - «vielleicht ein bisschen früher, vielleicht ein bisschen später». Vor einer Woche hatte der Minister gesagt: «Idealerweise können wir mit der Strategie im September den oder auch die neue Vorstandsvorsitzende präsentieren.»
Bis ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden ist, soll Lutz im Amt bleiben. Die Suche läuft seither auf Hochtouren. Der Aufsichtsrat der Bahn hat externe sogenannte Recruiter und Headhunter beauftragt, geeignete Kandidaten zu finden.
Viele Spekulationen, erste Absagen
Mögliche Nachfolgerinnen und Nachfolger wurden bereits einige genannt. Dazu gehört etwa die Bahn-Regionalverkehrsvorständin Evelyn Palla oder der bisherige Chef der Infrastruktur-Tochter DB InfraGo, Philipp Nagl.
Zudem soll es Medienberichten zufolge bereits Absagen gegeben haben - etwa vom früheren Chef des Schweizer Bundesamts für Verkehr, Peter Füglistaler, oder von Andreas Matthä, derzeit noch Chef der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Ebenfalls kein Interesse an dem Job hat der kurzzeitige Finanzminister Jörg Kukies (SPD), der kürzlich verkündete, nicht zur Verfügung zu stehen.
Verwunderung in der Branche
In der Bahnbranche sind deshalb noch immer einige verwundert, warum Minister Schnieder Lutz Abgang bereits verkündet hat, obwohl noch kein Nachfolger feststeht. «Die Bahn befindet sich in einer dramatischen Lage und ein langes Führungsvakuum kann sich niemand leisten. Weder die Fahrgäste noch das Bahnpersonal und am Ende auch der Verkehrsminister selbst nicht», teilt Martin Burkert, Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), mit. Der Minister müsse jetzt konsequent handeln und einen guten Personalvorschlag machen.