Eine Mütze voller Ideen bei Bullani
Autor: PR-Redaktion
, Dienstag, 08. Dezember 2015
Die kleine Bamberger Firma Bullani stellt bis zu 10 000 Mützen im Jahr her.
Bamberg eine Hochburg der textilen Branche? Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Doch das ist noch gar nicht so lange her. In den Fünfzigern gab es circa 8000 Arbeitsplätze, die mit Bekleidung zu tun hatten. Nach den Resten muss man suchen. Doch es gibt sie noch. Am äußeren Ende der Memmelsdorfer Straße, bei Greiff, hält Mützenmacher Dieter Bullmann mit seiner kleinen Werkstatt die Stellung.
Tatsächlich, eine Nähwerkstatt. Besagte Maschinen rattern, an der Seite steigt Dampf auf und in einem großen Regal wird der Stoff in den unterschiedlichsten Dessins bevorratet, der später in Form einer Mütze im Karton landet. Mittendrin Dieter Bullmann, gelernter Mützenmacher, was natürlich sofort viele Fragen aufwirft. Der Hutmacher ist geläufig, den gibt es hier und dort auch noch, aber Mützenmacher? "Hutmacher arbeiten mit Filz.
Einst ein Lehrberuf
Aber gelernter Mützenmacher, das stimmt. Bis 1999 war Mützenmacher wie heute noch Hutmacher ein Lehrberuf. Bullmann hat Schneider gelernt, kurioserweise - und so schließt sich der Kreis - bei der Firma Greiff, bei der er heute logiert. Dann wechselte der Handwerker das Fach, aber nicht die Branche. Er lernte das Mützen machen bei der "Bamberger Mützenindustrie" in der Kleberstraße, die unter anderem Mützen für die Polizei herstellte.
Bei einer weiteren Mützenfirma am Obermain stieg er bis zum Betriebsleiter auf. Dann, 1998, machte Bullmann sich selbstständig. Vor kurzem ist er mit seinem Team - "fünf Leute für die Produktion, zwei Aushilfen, eine Heimarbeiterin, ein Außendienstler sowie meine Frau und ich" - von der Augustenstraße zu Greiff gezogen, 8 bis 10 000 Mützen im Jahr produzierend für Abnehmer in Deutschland, Luxemburg, der Schweiz, Österreich und den USA. Wenn einer in seine Werkstatt hineinstolpert und glaubt, Mütze sei eben Mütze, bringt das einen Profi wie Bullmann natürlich auf die Palme. Entsprechend beeindruckend fällt das Bombardement an Kreationen dann auch aus. Bullmann hat sie nicht nur auf dem Kopf, sondern hat"s auch im Kopf. Den Preis - 40 bis 120 Euro pro Mütze - bestimmt das verwendete Material. Die Palette reicht von Schurwolle, wasserabweisender Baumwolle, reiner Seide und Leder über Harris Tweed von den Äußeren Hebriden bis zu Jute vom Sack, der mit Kaffeebohnen gefüllt war - um nur einige zu nennen, wobei letzteres in die Kategorie "Gag" fällt, wie der Schöpfer gleich zugibt. Kein Ende gibt"s bei den Mützenformen. Soll"s der Klassiker Prinz Heinrich a la Helmut Schmidt sein? Die Mütze aus reiner Baumwolle mit dem Lederschild, die Marlon Brando im Cabrio trug - sehr schick. Ein echtes Verwandlungstalent ist die achteckige verschiebbare Ballonmütze. Die Kubamütze a la Fidel Castro geht eigentlich nur mit Zigarre. Bei der Sailor Cap, zu übersetzen mit Dokker-Mütze, steigt einem schon beim Anblick Meeresluft in die Nase. Die Kopfbedeckung aus Antikleder passt perfekt zum Gang über den Trödelmarkt. Nicht zu vergessen die Mütze für die Dame, die auch nachgefragt wird, wie Bullmann gleich versichert, oder das passende Mützchen für den Sohnemann... Wer Musterkoffer und Ausstellungsstücke studiert, erkennt, dass hierin die Stärke eines kleinen Betriebes liegt: Auf Trends und Moden reagieren, auch mal etwas Verrücktes wagen. Hier wird nicht auf Stückzahl produziert, sondern der Kundenwunsch steht im Vordergrund - bis hin zur Maßanfertigung. Einmal hat Bullmann eine Mütze mit 67 Zentimeter Kopfumfang genäht. Ein andermal kam ein Kunde mit einem besonderen Wunsch: "Er hat seinen Mantel abgeschnitten und aus dem Stoff eine Mütze nähen lassen." Alles echt mit dem Firmenlogo, das eingenäht wird und das Alte Rathaus zeigt.
Viele flinke Finger
Bevor Maria Bornkessel die Mütze passgenau über den Holzkopf zieht und anschließend, Tuch darübergelegt, mit dem Dampfbügeleisen in Form bringt, waren schon viele flinke Finger im Einsatz. Elfriede Hartig steht an einem langen Holztisch und schneidet mit Schablonen die Grundformen aus den verschiedenen Stoffen aus, vor sich das lange Regal mit den Produkten aus Tuchfabriken und Webereien, hinter sich die vielen Schablonen, wovon noch etliche in Kisten lagern, versichert sie. Monika Post und Anni Niedermayer nähen alles zusammen inklusive besagtem Bullani Mützen-Etikett. Dieter Bullmann demonstriert, wie die Mütze fachgerecht verpackt wird. Am Ende der Produktionskette überwacht Jutta Bullmann, die, so ihr Gatte, "gute Seele" des Betriebs, was alles rausgeht. Wie"s weitergeht? Dieter Bullmann bleibt wach, um Trends zu erkennen. Wenn einer wie Xavier Naidoo mit einer sechsteiligen Mütze über die Bühne fegt, dann reibt sich Bullmann die Hände, denn die Fans wollen auch gerne ein solches Markenzeichen haben. Ansonsten ist der Optimismus gedämpft, was die Zukunftsaussichten angeht. Ihn treibt eine für einen Handwerker typische Sorge um: "Ich finde keine Leute mehr. Die Jugend will nur noch am Computer sitzen und Tasten drücken." geb