Durchbruch bei Haushaltsgesprächen der Ampel-Spitzen
Autor: dpa
, Mittwoch, 13. Dezember 2023
Das Bundesverfassungsgericht hat die Ampel mit seinem Haushaltsurteil kalt erwischt. Fast vier Wochen rangen die Koalitionsspitzen um eine Lösung. Am Ende war eine Nachtsitzung nötig.
Vier Wochen nach dem historischen Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts hat sich die Ampel-Regierung verständigt, wie sie das Milliardenloch im Bundeshaushalt 2024 schließen will. Geplant sind Einsparungen und Kürzungen, die auch die Verbraucher bei den Strom-, Gas und Benzinpreisen treffen. Die Schuldenbremse wird im nächsten Jahr zunächst nicht ausgesetzt, aber es bleiben Hintertüren offen.
«Das war harte aber konstruktive Arbeit. Am Ende steht ein guter, ein im wahren Sinne demokratischer Kompromiss», bilanzierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die tagelangen Verhandlungen mit seinem Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) in einer Regierungserklärung vor dem Bundestag.
Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) antwortete, die Ampel habe lediglich einen «Formelkompromiss» gefunden und warf dem Kanzler «finanzpolitische Trickserei» vor. Er forderte Scholz auf, die Vertrauensfrage im Parlament zu stellen - aber wegen eines anderen Themas: Fast gleichzeitig mit der Einigung in der Haushaltskrise wurde bekannt, dass ein Maßnahmenpaket zur Migrationspolitik in diesem Jahr nicht mehr verabschiedet werden kann, weil die Ampel sich noch nicht einig ist.
Um kurz nach 5.00 Uhr war der Knoten durchschlagen
Tagelang hatte Scholz mit Lindner und Habeck hinter verschlossenen Türen um die Schließung von Milliardenlöchern im Haushalt und in einem Fonds für den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft gerungen. Um 5.07 Uhr am Mittwochmorgen war der Knoten durchschlagen. Insgesamt fehlten etwa 30 Milliarden Euro. Zusammengekratzt werden soll das Geld vor allem durch die Abschaffung klimaschädlicher Subventionen, durch Einschnitte in den Etats einzelner Ressorts und die Kürzung von Bundeszuschüssen.
Geplant ist unter anderem eine stärkere Anhebung des CO2-Preises, der auf die Benzin- und Gaspreise durchschlägt. Die Streichung des Zuschusses für die Netzentgelte dürfte zu höheren Strompreisen führen. Außerdem will die Koalition Steuervergünstigungen für Land- und Forstwirte streichen.
Der Abbau klimaschädlicher Subventionen soll laut Lindner einen Umfang von drei Milliarden Euro haben. Die Ampel-Koalition will zudem bis 2027 Klimaschutz- und Transformationsprojekte im Volumen von 45 Milliarden Euro kürzen. Allein 2024 würden die Ausgaben aus diesem Topf um 12 Milliarden Euro verringert.
Streitpunkt Schuldenbremse mit wackeligem Kompromiss gelöst
Dass die Verhandlungen so lange gedauert haben, lag aber vor allem an der Schuldenbremse, bei der sich SPD und FDP mit ihren Positionen ziemlich tief eingegraben hatten. Die SPD-Spitze forderte noch am Wochenende auf ihrem Parteitag ganz klar eine erneute Aussetzung wegen des Ukraine-Kriegs. FDP-Fraktionschef Christian Dürr betonte dagegen wenige Stunden vor der Einigung, dass die rechtlichen Voraussetzungen für die Erklärung einer für das Aussetzen nötigen Notlage «zur Zeit nicht gegeben» seien.