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Düsseldorf: Drei Tote bei Kiosk-Explosion - Brandbeschleuniger in Gebäude entdeckt


Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa

Düsseldorf, Freitag, 17. Mai 2024

Nach der Explosion und dem Feuer mit 3 Toten und 16 Verletzten in einem Düsseldorfer Wohn- und Geschäftshaus gibt es Hinweise auf Brandbeschleuniger. In einem Kiosk soll Benzin verschüttet worden sein.
Ein ausgebranntes Auto steht vor einem Wohnhaus, in dem ein Brand wütete. Bei dem Brand in Düsseldorf sind mehrere Menschen ums Leben gekommen und weitere verletzt worden. Wie die Feuerwehr mitteilte, war in der Nacht zum Donnerstag ein in einem Wohnhaus integrierter Kiosk in Brand geraten.


Update vom 17. Mai 2024: Alle drei Todesopfer nach Kiosk-Explosion identifiziert

Die Explosion und das Feuer mit 3 Toten und 16 Verletzten in Düsseldorf dürften durch Benzin verursacht worden sein. Das sei als Brandbeschleuniger in einem Kiosk des betroffenen Wohn- und Geschäftshauses verschüttet worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag (17. Mai 2024) mit. Brandermittler hatten entsprechende Spuren entdeckt. Die Rede war von "deutlichen Hinweisen". Die Leiche des 48-jährigen Kioskbetreibers sei in unmittelbarer Nähe entdeckt worden. Der Kioskbetreiber sei der Obduktion zufolge unmittelbar an den Folgen der Explosion gestorben, hieß es weiter.

Inzwischen seien alle drei Todesopfer identifiziert: ein 18-Jähriger, der 48-Jährige sowie der bereits am Donnerstag identifizierte 55-jährige Hausbewohner. Nach dem ersten Befund seien die 18 und 55 Jahre alten Männer an Rauchvergiftung gestorben. Die bei dem Ereignis in der Nacht zum Donnerstag verletzten Menschen werden in Krankenhäusern und teilweise in Spezialkliniken behandelt. Bei einer schwer verletzten Frau bestehe nach wie vor akute Lebensgefahr.

Der 48 Jahre alte Mann sei der Ehemann der Kioskpächterin. Er habe den Laden gemeinsam mit seiner Ehefrau im Stadtteil Flingern-Nord betrieben. Zum Zeitpunkt der Explosion habe er sich an dem im Hausinneren gelegenen Zugang zum Kiosk befunden.

Ermittlungen zu Hintergründen dauern an

Die Ermittlungen zu der Tat und den Hintergründen dauern weiter an, hieß es. Zum jetzigen Stand gebe es weder Hinweise auf politisch motivierte Kriminalität noch auf eine Einwirkung anderer Personen von außen. Die Ermittlungen der Polizei habe eine Mordkommission übernommen.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte unter Berufung auf ein Gespräch mit der Vermieterin der Kioskräume berichtet, dass der Vertrag mit den Kioskbetreibern wegen zahlreicher Beschwerden aus der Nachbarschaft gekündigt worden sei. Ein Polizeisprecher wollte dies weder bestätigen noch dementieren.

Der Brand hatte sich am frühen Donnerstagmorgen von einem Kiosk im Erdgeschoss rasch ausgebreitet. Die Aufräumarbeiten rund um das sechsstöckige Haus waren am Freitagmorgen größtenteils abgeschlossen, der Autoverkehr und auch die Straßenbahn liefen wieder. Der Bürgersteig auf der Seite des Brandhauses in der Lichtstraße wurde mit Zäunen abgesperrt, vor den Resten des Kiosks im Erdgeschoss wurden Holzplatten montiert. Seitlich vom Haus wurde ein rotes Herz aufgesprüht, auf das Blumen und Kerzen niedergelegt wurden.

Stadt stellt Schlafplätze für Hausbewohner

Für Bewohnerinnen und Bewohner des Brandhauses habe die Stadt Düsseldorf 43 Schlafplätze bereitgestellt, sagte ein Sprecher der Stadt. Vier Plätze davon habe eine vierköpfige Familie in Anspruch genommen. Sie sei in einem Hotel untergekommen. 37 der Schlafplätze befänden sich in Hotels, sechs weitere seien in einer sogenannten Brandunterkunft. Da noch Hausbewohner im Krankenhaus behandelt würden, könnten in den kommenden Tagen weitere Plätze genutzt werden, so der Sprecher.

An der Einsatzstelle hatten sich am Donnerstagmorgen dramatische Szenen abgespielt. Als die Feuerwehr an dem brennenden Haus eintraf, machten auf Balkonen schon Menschen auf sich aufmerksam, die nicht mehr durch das Treppenhaus fliehen konnten. Sie wurden mit Drehleitern in Sicherheit gebracht. Zeitweise betreute die Feuerwehr auch Anwohner aus Nachbargebäuden vor Ort, unterstützt von Notfallseelsorgern. Vor dem Haus verbrannten auch drei Autos, eines davon auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Brandhauses.

Update vom 16. Mai 2024, 18.54 Uhr: Bild der Verwüstung - Erste Leiche nach Brand in Kiosk identifiziert

Ein brennendes sechsstöckiges Wohn- und Geschäftshaus, in dessen oberen Etagen Menschen um ihr Leben bangen, brennende Autos und ein ausgedehntes Splitterfeld: Apokalyptische Szenen bieten sich in der Nacht zu Donnerstag (16. Mai 2024) gut 100 Einsatzkräften in Düsseldorf, als sie - von zahlreichen Notrufen alarmiert - in den Stadtteil Flingern-Nord geeilt sind. Für drei Männer kommt die Hilfe zu spät: Sie werden tot aus dem Haus geborgen, von dem eine heftige Detonation ausgegangen war. 

Gegen 2.30 Uhr in der Nacht wird die Feuerwehr alarmiert. Anwohner hatten einen lauten Knall in der Lichtstraße gehört. Umliegende Häuser werden durch Splitter und Druckwelle in Mitleidenschaft gezogen. Von einem Kiosk im Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses breiten sich rasch Flammen aus.

Auf den Balkonen machen Menschen auf sich aufmerksam. Ihnen ist der lebensrettende Fluchtweg durch das Treppenhaus bereits abgeschnitten. Mit drei Drehleitern werden sie in Sicherheit gebracht - insgesamt sind es 16, die verletzt geborgen werden. Zwei von ihnen schweben in Lebensgefahr. "Wir haben eine massive Menschenrettung durchgeführt", sagte ein Feuerwehrsprecher. Zeitweise betreut die Feuerwehr rund 70 Menschen auch aus Nachbargebäuden vor Ort, unterstützt von Notfallseelsorgern. Anwohner loben den schnellen, professionellen Einsatz

Innenminister Reul spricht von "keinen Hinweisen auf gar nix"

Bei den Toten handele es sich um drei Männer, sagte Staatsanwalt Martin Stücker der Deutschen Presse-Agentur. Einer der Toten sei in einer Wohnung entdeckt worden, zwei im Treppenhaus. Erst einer von ihnen sei identifiziert: Es sei ein 55-jähriger Bewohner des Hauses. Der Staatsanwalt wollte eine Fremdeinwirkung von außen nicht ausschließen. Genaueres müssten nun die Untersuchungen der Sachverständigen ergeben. WDR-Angaben zufolge soll eine der Leichen massive Verletzungen aufweisen, die nicht von einem Brand oder einer Explosion stammen könnten. Dies sei aus Feuerwehrkreisen bekannt geworden. 

Nachdem ein Statiker den Weg ins Gebäude freigegeben hat, machen sich mehrere Brand-Experten und ein Tatort-Team des Landeskriminalamts an die Arbeit und suchen im Schutt nach Spuren. Zeitgleich obduzieren Rechtsmediziner die Toten - aber niemand kommt zunächst zu einem eindeutigen Ergebnis. Was sich in der Nacht abgespielt hat, ist auch viele Stunden später noch völlig unklar. Die Spuren vor Ort deuten auf eine heftige Explosion hin, für die es aber ebenso noch keine Erklärung gibt, wie der Staatsanwalt sagte.

Das Haus ist ans Gasnetz angeschlossen gewesen, zwischenzeitlich haben Stadtwerker die Verbindung aus Sicherheitsgründen gekappt. Ob technischer Defekt, Unfall oder Verbrechen: Es bleibt viel Raum für Spekulationen, die zahlreich ins Kraut schießen. War ein Anschlag zunächst ausgeschlossen worden, ist man später auch damit vorsichtig. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagt im Landtag, die Ursache sei völlig unklar. Es gebe momentan "gar keine Hinweise auf gar nix".

"Alles kaputt" - Straße vor dem Haus gleicht einem Trümmerfeld 

Das Geschehen hat sich an einer Hauptverkehrsstraße ereignet. Es kommt neun Stunden lang zu Einschränkungen, wichtige Bahnlinien, die üblicherweise Massen von Berufspendlern in die Innenstadt befördern, bleiben unterbrochen.  

Noch Stunden nach dem verheerenden Brand glich die Straße vor dem Haus einem Trümmerfeld: Überall verteilte Glassplitter, Teile eines aus der Verankerung gerissenen Zufahrtstores und verbrannte Plastikteile. Auch drei in der Nähe stehende Autos fingen Feuer und brannten aus. Ein Nachbarhaus gegenüber wurde von Trümmern getroffen und Fenster wurden zersplittert. 

Ein Anwohner aus einem gegenüberliegenden Haus erzählte vor Ort, er habe in der Nacht einen lauten Schlag gehört und zuerst gedacht, das Geräusch komme von Regen. Dann habe er den Brand entdeckt und eine Frau beobachtet, die von einem Balkon aus der ersten Etage gesprungen sei. Er zeigte auf Fenster und sagte: "Alles kaputt." Dabei fegte er mit einem Besen bereits erste Glassplitter zusammen, bevor er den Bereich verlassen musste. 

Oberbürgermeister Keller dank Einsatzkräften

Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) machte sich vor Ort ein Bild und erklärte, seine Gedanken seien bei den Opfern und Familienangehörigen, die "unermessliches Leid erfahren" hätten. "Allen Verletzten wünschen wir eine gute, schnelle Genesung", sagte Keller. Das "schnelle Eingreifen und die unermüdliche Brandbekämpfung" der Feuerwehrfrauen und -männer habe zahlreichen Menschen das Leben gerettet. 

Ursprungsmeldung vom 16.05.2024, 9.52 Uhr: Drei Tote nach Kiosk-Explosion in Düsseldorf 

In einem verheerenden Feuer in Düsseldorf sind in der Nacht zu Donnerstag (16. Mai 2024) drei Menschen ums Leben gekommen und zwei weitere lebensgefährlich verletzt worden, wie die Feuerwehr Düsseldorf mitteilt.

Der Brand brach demnach aus bislang ungeklärter Ursache in einem im Wohnhaus integrierten Kiosk aus. Insgesamt wurden 16 Personen vom Rettungsdienst versorgt und ins Krankenhaus gebracht.

Als die Einsatzkräfte in der Lichtstraße im Stadtteil Flingern-Nord eintrafen, habe der Kiosk im Erdgeschoss bereits vollständig gebrannt und die Flammen hätten das erste Obergeschoss des Mehrfamilienhauses erreicht. Mehrere Menschen standen auf den Balkonen des teilweise verrauchten Wohnhauses. Die Feuerwehr rettete sie über Drehleitern.

Großbrand in Düsseldorfer Kiosk: Drei Tote und mehrere Verletzte

Die Ursache für den Brand war zunächst unklar, wie ein Sprecher der Polizei am Vormittag sagte. Es werde in alle Richtungen ermittelt. So sei unklar, ob es sich etwa um ein Unfallgeschehen oder einen technischen Defekt handele.

Laut Feuerwehr wurden 16 Menschen vom Rettungsdienst versorgt und ins Krankenhaus gebracht - darunter die zwei lebensgefährlich Verletzten. Drei Menschen wurden von den Einsatzkräften tot aufgefunden. Die Ermittlungen zur Identifizierung der Toten dauern an. Derzeit laufen noch weitere Sicherungsmaßnahmen an dem Gebäude, die Feuerwehren sollen noch mehrere Stunden im Einsatz sein, hieß es. Zeitweise waren über 100 Feuerwehrleute im Einsatz, sie betreuten rund 70 Menschen vor Ort.