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Duale Ausbildung: höchste Zeit für einen Impuls


Autor: Matthias Litzlfelder

Bamberg, Montag, 01. August 2016

Vom 1. August an gibt es mehr Geld für angehende Handwerksmeister und Fachkräfte. Ein wichtiger Schritt, meint unser Kommentator.
Auszubildende bei Schweißerarbeiten Foto: Oliver Berg, dpa


Es ist gerade mal zehn oder fünfzehn Jahre her, da sahen manche Leute den Industriesektor dieser Republik auf dem absteigenden Ast. Man müsse sich darauf einstellen, die dortigen Arbeitsplätze nach und nach durch Jobs im Dienstleistungssektor zu ersetzen, hieß es.
Inzwischen ist klar: Das produzierende Gewerbe ist alles andere als tot, sondern im Gegenteil ein Motor für unsere Volkswirtschaft. Im Gegenzug sind den Möglichkeiten, mit Dienstleistungen seinen Lebensunterhalt zu verdienen, Grenzen gesetzt.


Hohe Akademikerquote

In ähnlicher Weise verlief zuletzt die Diskussion über das deutsche Bildungssystem. Lange Zeit, so hatte man den Eindruck, gab es in Deutschland nur ein Ziel: Möglichst viele junge Menschen sollten den Weg an die Universitäten und Hochschulen finden. Eine hohe Akademikerquote sollte das Land voranbringen. Deutschland nicht nur als Land der Dichter und Denker, sondern auch der Ingenieure und Forscher.
Alles an sich lobenswert. Doch das Fundament dieses Bildungssystems geriet immer mehr aus dem Blickfeld. Das, was Deutschland in Europa stark gemacht, was einer hohen Jugendarbeitslosigkeit immer entgegengewirkt hat, wurde zu wenig gefördert. Das Erfolgsmodell duale Ausbildung galt als selbstverständlich, als etwas, um das man sich nicht mehr groß kümmern musste. Dabei ist es eine deutsche Spezialität, die praktische Ausbildung im Betrieb mit der Vermittlung theoretischer Kenntnisse an der Berufsschule zu verbinden. Jugendliche können so ihr Schulwissen direkt im Unternehmen erproben und sind am Ende ihrer Ausbildung schon integriert und einsetzbar.


Neue Wertschätzung

Lehrstellen gibt es derzeit genug. Aber allein im Handwerk fehlen vielerorts die Bewerber. Höchste Zeit also, dem dualen System einen neuen Impuls geben. Das von heute an geltende "Aufstiegs- Bafög" schafft Anreize und vor allem eins: neue Wertschätzung für diesen Weg der Ausbildung.
Gerade die Durchlässigkeit bis hin zu einem späteren Studium, die Zuschläge für Familie und Kinderbetreuung und die fehlende Altersbeschränkung bei dieser neuen Förderung sind ein Meilenstein. Die Lust, erst einmal als Grundlage eine Ausbildung zu machen, um dann gereift sich weiterzuqualifizieren, sie könnte ab heute neu geweckt werden.