Schlag gegen «Tiktok-Islamisten» von Muslim Interaktiv
Autor: Martina Herzog, Martin Fischer und Anne-Béatrice Clasmann, dpa
, Mittwoch, 05. November 2025
Forderungen nach einem Kalifat, Israel-Feindlichkeit, Verachtung für Frauen und Minderheiten: Die Gruppe Muslim Interaktiv will im Netz vor allem junge Muslime ansprechen. Nun ist sie verboten.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hat den islamistischen Verein Muslim Interaktiv verboten. Der Verein spreche Israel das Existenzrecht ab, fordere die Einführung eines Kalifats und wolle die Gesellschaft spalten, erklärte der CSU-Politiker in Berlin. Damit verstoße er gegen die verfassungsmäßige Ordnung und gegen die Völkerverständigung.
Zudem würden gegen die Vereine Generation Islam und Realität Islam vereinsrechtliche Ermittlungen geführt. Im Zusammenhang mit dem Verbot und den Ermittlungen kam es am Morgen in Hamburg, Berlin und Hessen zu Durchsuchungen. Dabei seien Bargeld, Datenträger und handschriftliche Notizen sichergestellt worden. Zahlreiche Polizeikräfte waren im Einsatz.
«Verfassungsfeindliche Grundhaltung»
«Wer auf unseren Straßen aggressiv das Kalifat fordert, in unerträglicher Weise gegen den Staat Israel und Juden hetzt und die Rechte von Frauen und Minderheiten verachtet, dem begegnen wir mit aller rechtsstaatlichen Härte», erklärte Dobrindt. «Wir lassen nicht zu, dass Organisationen wie Muslim Interaktiv mit ihrem Hass unsere freie Gesellschaft zersetzen, unsere Demokratie verachten und unser Land von innen heraus angreifen.»
Hamburgs Innensenator Andy Grote bezeichnete das Verbot als Schlag gegen «den modernen Tiktok-Islamismus». «Mit dem heute vollstreckten Verbot von Muslim Interaktiv haben unsere Sicherheitsbehörden eine gefährliche und sehr aktive islamistische Gruppierung ausgeschaltet», sagte der SPD-Politiker. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erklärte, die in Hamburg gesammelten Erkenntnisse hätten maßgeblich dazu beigetragen, «ein bundesweites Verbot zu ermöglichen».
Die freie Religionsausübung sei ein hohes Gut des Grundgesetzes, sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD). «Grenzen sind aber dann erreicht, wenn die Art und Weise der Religionsausübung zu einer Ablehnung des deutschen Rechtsstaats und der Demokratie, zu Hass gegen Juden und zu einer Befürwortung von Gewalt gegen andere Menschen führt.»
Islam als alleiniges gesellschaftliches Ordnungsmodell
Muslim Interaktiv lehne das Demokratie- und Rechtsstaatsprinzip ab und weise damit eine verfassungsfeindliche Grundhaltung auf, heißt es der Mittelung des Bundesinnenministeriums. Der Verein verstoße gegen den Gedanken der Völkerverständigung, indem er das Existenzrecht Israels bestreite. Er werde aufgelöst und sein Vermögen beschlagnahmt.
Der Islam solle aus Sicht des Vereins als alleiniges gesellschaftliches Ordnungsmodell dienen und islamisches Leben staatlichen Entscheidungen vollständig entzogen sein. Die demokratische Gesellschaft werde dagegen als «Wertediktatur» bezeichnet.