DIHK-Chef Peter Adrian mit Vorstoß gegen Fachkräftemangel: Mütter zwei Stunden länger ins Büro - auch für Ukrainerinnen und Rentner hat er Pläne
Autor: Lea Mitulla, Redaktion
Berlin, Dienstag, 14. Februar 2023
Ukrainische Frauen und Rentner in der Kinderbetreuung, damit Frauen länger arbeiten können: Der Chef der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Peter Adrian, hat einen ungewöhnlichen Vorschlag gegen den Fachkräftemangel vorgebracht.
Der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian, sieht die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen in Gefahr. In einem Interview mit Bild am Sonntag (BamS) macht der DIHK-Chef auch konkrete Vorschläge, wie man dieses Problem lösen sollte.
Unter anderem durch eine vereinfachte Visavergabe für Fachkräfte aus dem Ausland. Die deutschen Konsulate dürften nicht "zum Nadelöhr der Fachkräftezuwanderung werden". In diesem Sinne kritisiert er die derzeitige Vergabepraxis in den deutschen Konsulaten scharf. "Selbst das beste Fachkräfteeinwanderungsgesetz bringt uns nichts, wenn potenzielle Arbeitskräfte sechs Monate auf einen Termin warten müssen", so Adrian in der BamS.
Längere Kinderbetreuung gegen Fachkräftemangel? DIHK-Chef will Frauen aus der Teilzeit holen
Adrian geht jedoch noch weiter. "Wir gehen davon aus, dass wir jedes Jahr rund 400.000 Fachkräfte ersetzen müssen, die in Rente gehen. Einen Teil werden wir durch Fachkräftezuwanderung gewinnen müssen. Aber auch im Inland gibt es noch Potenziale", so der Unternehmer.
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Und was sind diese Potenziale? Frauen, die Teilzeit arbeiten. "Wenn alle Frauen, die aktuell in Teilzeit beschäftigt sind, durchschnittlich zwei Stunden am Tag länger arbeiten würden, würde das so viel bringen, wie 500.000 Arbeitskräfte", sagte Adrian. Bis heute seien Frauen in der Arbeitswelt unterrepräsentiert. Ein Grund sei, dass es keine verlässliche Kinderbetreuung gebe.
Er schlägt daher Rentner und ukrainische Frauen als Aushilfen in Kitas vor, um das Betreuungsangebot zu verbessern. "Es braucht in den Kitas ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot von morgens halb sieben bis abends neun Uhr. Das schaffen wir nur, wenn wir in den Kitas auch auf Arbeitskräfte zurückgreifen, die vielleicht nicht allen Ausbildungskriterien genügen", sagte Adrian der "Bild am Sonntag". Es gebe unter den geflüchteten Ukrainerinnen viele, die problemlos aushelfen könnten, auch viele Rentnerinnen und Rentner wären bereit, in Randzeiten stundenweise mitzuarbeiten, so der DIHK-Chef.
Auch der Deutsche Kitaverband ist sich dem Fachkräftemangel in den Einrichtungen bereits bewusst. Die Maßnahmen, die der Verband fordert, sehen jedoch ganz anders aus als die des DIHK-Chefs. Die wichtigsten Forderungen lest ihr hier.
mit Material der dpa