DFG löscht Beitrag von Dieter Nuhr - der fühlt sich denunziert
Autor: Io Görz
Berlin, Samstag, 01. August 2020
War die Kooperation an sich ein Fehler? Dieter Nuhr hatte einen Beitrag für die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zu Wissenschaft und Gesellschaft gesprochen und damit Kritik hervorgerufen. Nun wurde der Beitrag gelöscht und das Internet diskutiert.
- Dieter Nuhr mit Audio-Botschaft zu Wissenschaft und Gesellschaft erregt Kritik
- Deutsche Forschungsgemeinschaft löscht Beitrag
- Kabarettist sieht sich denunziert und veröffentlicht Statement
- Ist das nur ein schlechter Witz? Ein Kommentar
Das ging ordentlich in die Hose: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat zu ihrem 100. Geburtstag eine Social-Media-Kampagne gestartet mit der Überschrift „DFG2020 - Für das Wissen entscheiden“. Damit will sie „ihre Überzeugung für eine freie und erkenntnisgeleitete Forschung in die Gesellschaft tragen“, erklärt die DFG.
Im Zuge der Kampagne der Kabarettist Dieter Nuhr mit einer 30-sekündigen Audio-Botschaft zu Wort. Das führte auf Twitter zu einer Welle der Entrüstung. Der Grund: In der Vergangenheit war Dieter Nuhr immer wieder durch Aussagen auf der Bühne und in dem sozialen Netzwerk aufgefallen, die nicht recht zur Aussage der Wissenschaftlichkeit passen wollen, so die Kritiker. Viele kritisierten, dass er durch misogyne Aussagen sowie durch abwertende Aussagen über die Aktivistin Greta Thunberg negativ aufgefallen war und nicht unbedingt als Verfechter von Vernunft und Wissenschaft gilt bei vielen.
Dieter Nuhr und seine Aussagen über Greta Thunberg und die Coronakrise
Immer wieder hatte Dieter Nuhr in seinen Auftritten gegen Greta Thunberg und die „Fridays for Future“-Bewegung gewettert. Der schwedischen Klima-Aktivistin unterstellte er, sie würde hunderte Millionen von Hungertoten in Kauf nehmen mit ihren Forderungen. Auch für ihren Aufruf, endlich auf die Wissenschaft zu hören, fand Dieter Nuhr oft spöttische Worte.
Video:
In der Botschaft, die Nuhr zum 100. Geburtstag der DFG sprach, erklärte er: "Wissenschaft ist gerade, dass sich die Meinung ändert, wenn sich die Faktenlage ändert." Wissenschaft sei keine Religion. "Und wer ständig sagt 'folgt der Wissenschaft', der hat das offensichtlich nicht begriffen.“ Damit nahm er deutlich Bezug auf Greta Thunbergs Aufruf, endlich auf die Wissenschaft zu hören und etwas gegen die Klimakatastrophe zu unternehmen.
Daran und an vielen anderen Aussagen von Nuhr, gerade im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, nahmen viele Nutzer Anstoß und machten ihrem Ärger bei der DFG Luft. Diese verteidigte Nuhr zunächst, nahm aber nach anhaltender Kritik seinen Beitrag aus dem Netz.
Kabarettist wehrt sich gegen Vorwurf der „Wissenschaftsfeindlichkeit“
Der Kabarettist selbst reagierte verärgert und wehrte sich in einem schriftlichen Statement gegenüber der „Welt“, er sehe sich zu Unrecht als unwissenschaftlich verunglimpft. Er weise oft darauf hin, dass Wissenschaft nicht missbraucht werden dürfe, um eine „absolute Wahrheit zu proklamieren.“Auf seiner Facebookseite veröffentlichteDieter Nuhr ein Statement zu der Angelegenheit. Er sei immer wieder erstaunt, dass es Kritik gebe, wenn er sich äußere, egal zu welchem Thema. Er kritisiert die Löschung, die aus seiner Sicht ein Beispiel für "Cancel Culture" ist, also das Mundtotmachen kritischer Stimmen.