"Union der politische Arm der Autoindustrie": Interview mit dem meistgehassten Menschen Deutschlands
Autor: Redaktion
Würzburg, Dienstag, 22. Januar 2019
Jürgen Resch hat als Chef der Umwelthilfe Fahrverbote in Deutschland erstritten. Im Gespräch sagt er, was er von den Angriffen der Politik auf seine Person hält und warum der Rechtsstaat in Bayern in Gefahr ist.
Jürgen Resch, 59, hat als Chef der Umwelthilfe (DUH) Fahrverbote in Deutschland erstritten. Auch in Würzburg klagt die Vereinigung wegen der Luftverschmutzung und will ein Dieselfahrverbot erreichen. Die DUH hat aktuell 5641 Mitglieder - die Tendenz ist trotz aller Anfeindungen steigend. Im September 2018 waren es 4600 Mitglieder. Resch ist verbale Angriffe auf seine Person mittlerweile gewohnt.
Herr Resch, Sie dürften einer der meistgehassten Menschen bei den deutschen Dieselfahrern sein - wie gehen Sie damit um?
Jürgen Resch: Das erlebe ich so nicht. Eigentlich bekomme ich sogar mehr positive Rückmeldungen, auch von Dieselfahrern. Viele von ihnen erkennen, dass nicht die Deutsche Umwelthilfe, sondern die Automobilhersteller ihnen eine nicht funktionierende Abgasanlage eingebaut haben. Die Deutsche Umwelthilfe versucht vielmehr, nicht nur den von den Dieselabgasen belasteten Städtern, sondern auch den Dieselfahrern zu helfen. Wir haben eine Nachrüstung für alte Dieselfahrzeuge durchgesetzt - nach 40 Monaten erbitterten Widerstandes zuerst von Verkehrsminister Alexander Dobrindt und aktuell von Andreas Scheuer. Wir haben anfangs alleine diese für technisch möglich gehalten und nun auch bei der Bundesregierung die Erkenntnis durchgesetzt, dass diese Hardware-Nachrüstung komplett von der Automobilindustrie gezahlt werden muss.Trotzdem sind Sie für viele zu einer Reizfigur geworden. Einmal wurden Sie als Umwelt-Gaddafi bezeichnet.
Sind Sie schon einmal persönlich bedroht worden?
Nein, ich wurde noch nie bei einer Veranstaltung bedroht. Im Gegenteil: Das Interesse ist jetzt jedes Mal sehr groß, es kommen viele Teilnehmer. Die Diskussionen sind lebhaft und die meisten kritischen Fragen können wir konstruktiv beantworten. Und am Ende bitten uns betroffene Dieselfahrer wie die Bewohner der belasteten Straßenabschnitte, trotz des Gegenwinds weiter für sie zu kämpfen. Die aktuelle Kampagne von Autoindustrie und CDU hat uns übrigens so viele neue Mitglieder wie noch nie beschert.