Die unehelichen Kinder Richard Wagners
Autor: Monika Beer
Bamberg, Montag, 28. Januar 2019
Richard Wagner hatte mindestens drei uneheliche Kinder. Ein paar mehr noch könnten es mit und von Haushälterin Vreneli sein, die am 28. Januar 1867 heiratete - einen anderen Mann natürlich.
Dass die Kinder Richard Wagners allesamt - auch sein Sohn und "Erbprinz" Siegfried - unehelich geboren wurden, ist schon lange Stand der Forschung. Nur wie viele es sind beziehungsweise waren, ist nach wie vor unklar. Wie bitte?
Es ist fast zehn Jahre her, dass die Musikwissenschaftlerin und Feministin Eva Rieger erstmals veröffentlicht hat, dass Wagner neben den mit seiner späteren Ehefrau Cosima gezeugten Kindern Isolde, Eva und Siegfried möglicherweise auch noch Nachkommen mit seinem Luzerner Dienst- und Kindermädchen Vreneli hatte. Nur hat erstaunlicherweise kein Hahn danach gekräht.
In ihrem Buch "Leuchtende Liebe, lachender Tod" zeigt die Autorin auf, dass Wagner nach dem Scheitern seiner Ehe mit Minna immer wieder verzweifelt und in jeder Hinsicht nach Partnerinnen suchte.
Parfüm und Unterwäsche
Rieger schreibt, wie Wagner mit seiner Muse Mathilde Wesendonck den hohen Konversationston pflegte und gleichzeitig mit seinem Wiener Stubenmädchen Maria Völkl das Bett sowie Geheimnisse um Unterwäsche und Parfüm teilte. "Er lud Mathilde Maier zu sich nach Starnberg ein", so Rieger, "nachdem er mit Cosima Liebesschwüre ausgetauscht hatte, und er schwängerte vermutlich sein langjähriges Hausmädchen Vreneli Weidmann, während er bereits eine sexuelle Beziehung zu Cosima unterhielt."
Wagner lernte Verena Weidmann im Frühjahr 1859 in Luzern kennen, als er sich in einer Suite im Hotel Schweizerhof einquartierte. Das am 3. August 1832 in Embrach bei Zürich geborene Kind einer Bauernfamilie war für seine Herkunft ungewöhnlich gebildet, sprach Französisch und wurde als Zimmermädchen für ihn abgestellt. Vreneli avancierte schnell zu Wagners "Schutzengel", weil sie unter anderem Lärm von dem hochsensiblen Komponisten abhielt.
Vermutlich verliebte sie sich in den noch mit Minna verheirateten, für sie unerreichbar höher gestellten Mann und sah sich laut Rieger stets als Dienende. Vreneli, die man nicht als leicht verführendes Dienstmädchen missverstehen sollte, erinnerte sich später: "In meinem ganzen Leben habe ich keinen Menschen getroffen, der für alles, was man ihm erwies, so voll Dankbarkeit war wie Richard Wagner." Treu ergeben folgte sie ihm nach München, nach Genf, wo sie ihm den Neufundländer Russ schenkte, und schließlich nach Tribschen bei Luzern, wo sie, inzwischen Mitte dreißig, am 28. Januar 1867 Jakob Stocker, den Portier des Schweizerhofs, unter der Bedingung heiratete, dass er ebenfalls in Wagners Dienste zu treten habe - in einen Haushalt, in dem Ehebruch an der Tagesordnung war, schlief der Hausherr doch mit der noch zwischen München und der Schweiz pendelnden Frau seines wichtigsten Dirigenten und mit Vreneli, deren Schwangerschaft er am 24. Juni 1868 eigens in seinen Annalen festhielt. Am 4. Oktober 1868 wird Vrenelis erster Sohn geboren und bekommt mit Wilhelm Richard die gleichen Namen wie sein mutmaßlicher Vater.
Auffallende Ähnlichkeit
Wie bei seiner erstgeborenen Tochter Isolde, die seine Vaterschaft später vergeblich einklagen wird, übernimmt Wagner die Patenschaft für das Kind, dem er bis zu seinem Tod regelmäßig Geld und Geschenke schickt.