Die letzte Enkelin Richard Wagners ist tot
Autor: Monika Beer
Nussdorf, Freitag, 26. April 2019
Nach dem Tod von Verena Lafferentz - eine Familienaufstellung aus gegebenem Anlass.
Als nach den Osterfeiertagen gemeldet wurde, dass Verena Lafferentz, die letzte Enkelin Richard Wagners, am Karfreitag im hohen Alter von 98 Jahren verstorben ist, mag sich dennoch mancher gefragt haben, wie das überhaupt möglich sei. Wie kann eine Enkelin Wageners bis jetzt gelebt haben? Schließlich ist der Stammvater der Wagners, die seit langem und nicht nur im Kulturbereich als die deutschen Ersatz-Royals gelten, vor 206 Jahren geboren worden.
Eine Art Familienaufstellung kann also nicht schaden. Tatsächlich sind es die Generationensprünge, die bei der Wagnerfamilie ins Auge fallen. Als Richard Wagner seine zweite Frau Cosima 1870 endlich heiraten konnte, war er 57 Jahre alt und sie mit ihren 32 Jahren eine Generation jünger als ihr Mann (den sie um 47 Jahre überleben sollte).
Beider Sohn und "Kronprinz" Siegfried war mit seinen 46 Jahren auch nicht mehr der Jüngste, als er aus dynastischen Gründen die erst 18-jährige Winifred Williams ehelichte und die Kinder Wieland (*1917), Friedelind (*1918) Wolfgang (*1919) und Verena (*1920) zeugte.
Wie Verena später der Wini-fred-Biografin Brigitte Hamann erzählte, wurde sie von ihrem Vater nach dessen Schweizer Kinderfrau Verena Stocker benannt, nach jenem Vreneli, das vermutlich mindestens eines, wenn nicht mehrere uneheliche Kinder mit Richard Wagner hatte, aber nie irgendwelche Ansprüche stellte.
Eine Bewunderin Hitlers
Nesthäkchen Verena, genannt Nickel, war neun Jahre alt, als ihr Vater starb. Kein Wunder also, dass sie sich zeitlebens eher an ihrer dominanten Mutter Winifred orientierte (die wiederum ihren Mann um 50 Jahre überleben sollte).
Kein Wunder auch, dass Verena Ersatzväter suchte und fand - nur nicht in Winifreds Ersatzmann Heinz Tietjen, sondern eher in Wahnfried-Stammgast Adolf Hitler, der sie besonders mochte. Sie konnte witzig und ironisch sein, suchte neben der aufmüpfigen älteren Schwester Friedelind einen Weg sich zu behaupten, indem sie sich anpasste und keine Ansprüche stellte. Nicht umsonst erklang zu ihrer Hochzeit "Und du wirst mein Gebieter sein" aus der Oper "Arabella" von Richard Strauss.
Bodo Lafferentz, ein SS-Offizier und Multifunktionär der Nazis, der unter anderem für "Kraft durch Freude" die Kriegsfestspiele organisierte, war doppelt so alt wie Verena und noch nicht geschieden, als die beiden sich kennen und lieben lernten. Am 26. Dezember 1943 fand die Trauung in Wahnfried statt, mit Wieland und Wolfgang als Trauzeugen. Das Paar, das bald in Winifreds Feriendomizil in Nussdorf am Bodensee lebte, bekam fünf Kinder: Amélie (*1944), Manfred (*1945), Winifred (*1947), Wieland (*1949) und Verena (*1952).