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Die deutsche Antwort auf Paypal


Autor: Matthias Litzlfelder

Bamberg, Sonntag, 08. Mai 2016

Mit ihrem Online-Bezahlsystem Paydirekt wollen Sparkassen, genossenschaftliche Institute und private Banken dem Platzhirschen etwas entgegensetzen.


Der Konkurrent ist groß. Riesengroß. Und er hat einen gewaltigen Vorsprung. Nach zwölf Jahren am deutschen Markt gehört das US-Unternehmen Paypal mit rund 16 Millionen Nutzern zu den beliebtesten Bezahlverfahren der heimischen Internet-Käufer.
Wer im Netz über den weltweit größten elektronischen Anbieter bezahlen möchte, hinterlegt bei Paypal seine Kontodaten oder die Daten seiner Kreditkarte und sucht sich ein Passwort aus. Später, beim Bezahlvorgang in einem Onlineshop, gibt der Kunde seine E-Mail-Adresse und das Passwort ein - und bestätigt den Kauf. Der Händler, bei dem er einkauft, erhält keine Bankdaten.


Hypovereinsbank seit November aktiv

Lange haben die deutschen Banken diesem von immer mehr Verbrauchern genutzten System im Online-Handel zugeschaut. Sie selbst waren dabei außen vor. Doch das soll sich spätestens jetzt ändern.
Paydirekt heißt das Online-Bezahlverfahren, das die deutsche Bankenwelt dem mächtigen Paypal-Anbieter (bis vergangenes Jahr eine Tochter von Ebay, jetzt eigenständig) entgegensetzt. Seit November wird Paydirekt nach und nach von den Banken freigeschaltet. Zunächst von der Hypovereinsbank. Inzwischen sind auch Deutsche Bank, Commerzbank oder die Volks- und Raiffeisenbanken dabei.


Seit kurzem auch Sparkassen

Aktuell bewirbt die Sparkassen-Gruppe bei ihren Kunden das System. Die Sparkassen hatten zunächst gezögert, seit Ende April ist der Anschluss aber vollzogen. "Paydirekt ist eine für den Kunden kostenlose Erweiterung des Sparkassen-Girokontos", heißt es in einer Mitteilung einer Sparkasse aus der Region.
Die Funktionsweise ist zunächst ähnlich wie bei Paypal. Mit Benutzernamen und Passwort bezahlt der Bankkunde bei einem Onlineshop, das Paydirekt anbietet, indem er auf den Button "Paydirekt" klickt. Seine Bank autorisiert die Zahlung, der Händler erhält von ihr eine Zahlungsgarantie. Das Geld geht vom Girokonto ab, auf seinem Kontoauszug kann der Kunde die Zahlung nachvollziehen.


Kunden zögern

Das Pfund, mit dem die Banken hierzulande wuchern, sind die rund 50 Millionen Online-Girokonten, die bei Raiffeisenbanken, Sparkassen und den anderen beteiligten Banken freigeschaltet werden können.
Das heißt aber noch lange nicht, dass sich alle Bankkunden für das neue System sofort interessieren. Höchstens 300 000 Menschen sollen sich dem Vernehmen nach bisher bei Paydirekt registriert haben. Im Vergleich zu den 16 Millionen Paypal-Nutzern in Deutschland ist das sehr überschaubar.


Zu wenig Händler

Der Grund für die zögerliche Haltung vieler Bankkunden ist augenfällig. Die Zahl der Händler, die im Internet Paydirekt als Bezahlform anbieten, ist übersichtlich. Der Staatliche Hofkeller in Würzburg gehört dazu. Neben Frankenwein können Online-Käufer in der Region auch Musikinstrumente beim Hersteller Roland Meinl in Gutenstetten (Landkreis Neustadt an der Aisch - Bad Windsheim) online über Paydirekt einkaufen. Ansonsten sind bundesweit gesehen Haribo und der Versandhändler Alternate noch die bekanntesten.
Doch die Banken- und Sparkassenvorstände hierzulande sind zuversichtlich, dass sich die fehlende Akzeptanz und Verbreitung schnell ändert. Sie setzen dabei auf deutsche Datenschutzgesetze.


Daten im Inland gespeichert

Bei Paypal übergibt der Kunde einem amerikanischen Unternehmen seine Bankdaten und weiß nicht, was mit diesen Daten passiert. Die Bankdaten der Paydirekt-Kunden werden dagegen nur im Inland gespeichert. Es gibt keinen Drittanbieter oder ein Verrechnungskonto. "Durch die Verknüpfung von Paydirekt mit dem Sparkassen-Girokonto verbleiben die Kontodaten über den gesamten Zahlungsvorgang in den institutseigenen Systemen und werden nicht an Zahlungsdienste weitergegeben", erklärt Stephan Kirchner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bamberg. Wie seine Kollegen wirbt er beim Online-Bezahlen nun mit "made in Germany".