"Deutsches Reichsbräu": Getränkemarkt verkauft Nazi-Bier mit NS-Symbolik für 18,88 Euro
Autor: Redaktion
Bad Bibra, Freitag, 24. Januar 2020
Ein Getränkehändler im Süden Sachsen-Anhalts bietet Bier an, das vor Neonazi-Symbolik nur so strotzt - bis hin zum Preis. Vor Ort wie im Netz sorgt der Fall für Empörung. Hinter den Bieretiketten steckt ein südthüringer Rechtsextremist. Die Polizei hat den Fall auf dem Schirm.
Ein Getränkemarkt aus Bad Bibra in Sachsen-Anhalt hat für Empörung gesorgt, weil er Bier mit Nazi-Symbolik verkauft hat. In den sozialen Netzwerken machten am Freitag Fotos aus dem Markt im Burgenlandkreis die Runde, auf denen die Kästen mit dem Bier namens "Deutsches Reichsbräu" in der bei Neonazis beliebten Frakturschrift für 18,88 Euro angepriesen wurden.
Die Zahl "18" ist ein Szenecode für den ersten und den achten Buchstaben im Alphabet, die Initialen Adolf Hitlers. Die 88 steht in der Szene für "Heil Hitler".
Thüringer Neonazi stolz auf Idee
Die neue Biermarke wurde Anfang des Jahres von Tommy Frenck im Internet angekündigt. Frenck wird vom Thüringer Verfassungsschutz als Rechtsextremist in seinem aktuellen Bericht geführt. Der Mann betreibe ein Gasthaus in Kloster Veßra (Landkreis Hildburghausen), das eine bedeutende Immobilie der Szene sei.
Auf die Idee mit dem Bier habe ihn der Thüringer Innenminister Georg Maier (SPD) gebracht, schreibt Frenck auf seiner Internetseite. Jetzt sei es möglich, eigenes Bier in Umlauf zu bringen. Im nahe bei Kloster Veßra gelegenen Themar findet jedes Jahr ein Neonazi-Festival statt. Im vergangenen Jahr setzte die Polizei strenge Alkoholregeln durch, konfiszierte unter anderem 16 Fässer Bier. Eine Tankstelle in der Nähe des Festivalgeländes, wo sich die Besucher in den vergangenen Jahren mit Bier versorgt hatten, mietete die Polizei als Einsatzquartier an.
An der Grenze der Legalität - oder drüber?
Während die sachsen-anhaltische Polizei noch prüft, ob das mit Neonazi-Symbolik aufgeladene Verkaufsangebot in Bad Bibra strafrechtlich relevant ist, sind die Thüringer mit der Prüfung der neuen Biermarke schon weiter. Nach Angaben einer Polizeisprecherin wurde das Etikett im Landeskriminalamt überprüft - von Spezialisten, die sich mit Symbolen der rechtsextremen Szene auskennen. "Es ist strafrechtlich kein relevanter Aufdruck - auch, wenn er vielleicht diesen Anschein erweckt."
Der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU), zeigte sich ebenso entsetzt wie zahlreiche Kommentatoren im Netz. Der Handelspartner des Marktes in Sachsen-Anhalt, wo das Bier verkauft wurde, reagierte und kündigte die Zusammenarbeit auf. Der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz der Polizei ermittelt wegen Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen. Weitere Fälle, in denen Märkte die Biermarke im Süden Sachsen-Anhalts verkauften, waren der Polizei zunächst nicht bekannt. Auch in Thüringen sind die Ermittler involviert.