Der liebenswerte Fußballproll
Autor: Andreas Thamm
Bamberg, Freitag, 21. Februar 2020
Im Hallstadter Kulturboden liest Mario Basler keine einzige Zeile - und verzückt gerade deshalb sein Publikum. Seiner bereits auf dem Fußballplatz kultivierten Rolle bleibt der 51-Jährige treu.
Es ist schon auch ein bissl hart, wenn Klaus Stieringer zur Begrüßung die Highlights des Bamberger Literaturfests aufzählt: Franz Müntefering, Dunja Hayali, Raul Krauthausen, Luisa Neubauer, und, äh, Dirk Nowitzki. Literaten im eigentlichen Sinne sind da jetzt keine dabei, Prominente halt. Und so passt es entsprechend ins Bild, dass die sicherlich unterhaltsamste Veranstaltung, die man sich als findiger Kulturreporter rauspickt, die mit Mario Basler ist. Und aus einem Buch gelesen wird da keine Zeile.
Basler, den man gern als "Type" oder "Original" betitelt, hat längst den Status des Ex-Fußballers oder Experten hinter sich gelassen, fügt sich in keine Rolle mehr wie die des Trainers, sondern ist endgültig nur noch er selbst, der volksnahe Mario, der mal so richtig auspackt. Warum Literaturfest? Weil dieser Tage bereits die zweite Basler-Biografie erschienen ist.
Der Autor ist freilich nicht Basler selbst, sondern der Sportjournalist Alex Raack, an diesem Donnerstagabend auf dem Literaturfest nicht anwesend.
Rüpelhafter Charme
Basler sitzt mit Radio-Bamberg-Moderator Jörg Wagner auf der Bühne, der ab und an mal stichwortgebend ins Buch reinblättert. Für den Mann des Abends ist das ein leichter Job, der 51-Jährige hat für jedes Stichwort einen Schwank aus dem Leben dabei.
Und die erwarteten Gags ohnehin, ad 1: "Der Schmidt hat überall geraucht, warum darf ich des ned?" Ad 2: "Können wir das Publikum heller machen? Ich such' ne Frau." Der Meister, Pokalsieger, Torschützenkönig, Barbesitzer auf Mallorca und Drittplatzierter beim Promi-Big-Brother 2016 ist zwei Mal geschieden und geschult in rüpelhaftem Charme: "hübsches Ding."
Es sind, das verwundert jetzt auch nicht zwingend, eh vor allem Männer da, Männer, die früher seine Fans waren, vor allem als Basler für die Bayern kickte, und die sich jetzt danach zurücksehnen, wofür er heute steht: Fußballromantik, ein Hauch Kreisklasse auch unter den Profis, die scheinbar genauso viel rauchten, soffen und vögelten wie die, die ihnen in Tütschengereuth und Breitengüßbach Sonntag für Sonntag nacheiferten.
"Verstehst du den?"
Nur einmal habe Bremen-Trainer Otto Rehhagel ihn mit einer Dame auf dem Zimmer erwischt. "Am nächsten Tag haben wir gegen Bochum gespielt. Ich hab drei Tore geschossen." Sagt es und grinst. Und zum Glück funkelt da immer eine gewisse Selbstironie durch, ohne die er kein Sympathieträger wäre, sondern ein Ekel.