Johann Wadephul: Erfahrener Außenpolitiker, Jurist, Ex-Zeitsoldat
Seit 2009 sitzt Wadephul, Jurist, Ex-Zeitsoldat und Vater dreier Kinder, im Bundestag. In die Außenpolitik musste sich der Minister wegen seiner früheren Arbeit als Fraktionsvize für den Bereich Auswärtiges und Verteidigung nicht groß einarbeiten. Gerade in Nahost kennt er viele seiner Gesprächspartner schon lange, mit etlichen ist er beim Du. Doch immer wieder ist das Außenpolitik-Tandem Merz-Wadephul in den Monaten seit dem Start der neuen Regierung aus dem Tritt gekommen.
Außenpolitik-Tandem aus dem Tritt
Schon im Mai trat Merz zunächst heftig auf die Bremse, als sich Wadephul bei einem Außenministertreffen in der Türkei überraschend öffentlich hinter die Forderung von US-Präsident Donald Trump stellte, die Nato-Staaten sollten fünf Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Verteidigung ausgeben. Merz war von den Äußerungen überrascht worden - später schwenkte der Kanzler bei dem Thema auf den Wadephul-Kurs ein.
Für Kopfschütteln bei Parteifreunden und heftige CSU-Kritik sorgte Wadephul nur Wochen später, als er die israelische Regierung in der Debatte über deren Kriegsführung im Gazastreifen warnte, Deutschland mit Antisemitismusvorwürfen unter Druck zu setzen. Der Satz, die Bundesregierung lasse sich nicht «in eine Position bringen, dass wir zu einer Zwangssolidarität gezwungen werden», ging vielen zu weit. Wadephul soll die Wortwahl schnell bereut haben, ist zu hören.
Und auch als Wadephul im August dem Podcast «Table.Today» sagte, eine Entsendung deutscher Soldaten in die Ukraine zur Absicherung westlicher Sicherheitsgarantien würde Deutschland «voraussichtlich auch überfordern», wurde ihm das intern als Ungeschicklichkeit ausgelegt. Merz, der damals vor Ukraine-Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump stand, soll die Bemerkung ziemlich ungelegen gekommen sein. Und jetzt eben die Syrien-Debatte.
Applaus von der falschen Seite
Unterstützung bekommt Wadephul ausgerechnet von der für einen Unionsmann parteipolitisch falschen Seite. SPD-Fraktionschef Matthias Miersch sagte in der ARD, der Außenminister habe zu Recht auf die Situation in Syrien hingewiesen. Die Grünen mahnten mehr Sachlichkeit an. Wenn Wadephul vor Ort sei und sich ein Bild von der Lage mache, müssten Merz und Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) ernst nehmen, was dieser sage, forderte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic.
Selbst Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hielt es für geboten, sich zur Causa Wadephul zu äußern - obwohl es unüblich ist, dass sich das Staatsoberhaupt im Ausland zur Innenpolitik äußert.
In Ghana sprach sich Steinmeier, der zwei Legislaturperioden lang Außenminister war, dagegen aus, nach Deutschland geflohene Menschen aus Syrien jetzt sofort in ihre zerstörte Heimat zurückzuschicken. «Jemand, der vor den Trümmern eines Krieges steht, sein Erschrecken äußert und sich selbst laut fragt, kann man darin wohnen – diesem Erschrecken kann man auch mal eine Weile Raum lassen», sagte Steinmeier angesichts der Wadephul-Worte.
Niemand glaubt derzeit ernsthaft, dass Wadephul wankt
Hört man sich in Union und Regierung um, glaubt derzeit allerdings niemand, dass Wadephul als Minister wirklich ins Wanken kommt. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass der Kanzler mit dem Gedanken spielen würde, sein Kabinett umzubauen, ist von gut vernetzten Unionsleuten zu hören. Und Regierungssprecher Stefan Kornelius versichert: «Selbstverständlich steht der Bundeskanzler hinter dem Außenminister.»