"Das Virus muss laufen": Virologe Drosten sagt Endemie noch für 2022 voraus
Autor: Redaktion
Deutschland, Montag, 17. Januar 2022
Es klingt zunächst paradox: Laut Virologe Christian Drosten seien weitere Corona-Infektionen nötig, um das Virus einzudämmen. Denn bei einer Ansteckung steigt der Immunschutz. Vor allem innerhalb der Risikogruppen kann eine Infektion aber schwerwiegende Folgen haben.
Virologe Christian Drosten hat erneut eine endemische Phase in Aussicht gestellt, in der Corona das Gesundheitssystem weniger stark belasten wird, als dies derzeit noch der Fall ist. „Das Virus muss irgendwann laufen“, erklärte der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité kürzlich. Mit seiner Aussage bezieht er sich auch auf die Notwendigkeit zukünftiger Auffrischungsimpfungen.
Im Fall einer Endemie würden die Infektionen nur einzelne Regionen oder Populationen betreffen, aber ansonsten eingedämmt sein. Dies sei laut Drosten eine Möglichkeit, die Pandemie zu beenden, ohne dass ständige Auffrischungsimpfungen notwendig wären, sagte der Virologe am Freitag (14. Januar 2022) im Rahmen der Bundespressekonferenz.
Christian Drosten: "Das Virus muss sich verbreiten"
„Wir werden ja nicht auf Dauer die gesamte Bevölkerung nachimpfen können, um damit eine Bevölkerungsimmunität zu erhalten. Das geht nicht“, machte Drosten deutlich. Alle Menschen müssten sich früher oder später infizieren. "Wir müssen in dieses Fahrwasser rein, es gibt keine Alternative. Das Virus muss sich verbreiten, aber eben auf Basis eines in der breiten Bevölkerung verankerten Impfschutzes", erläuterte der Virologe. Sonst würden "zu viele Menschen sterben". Die abgeschwächte Infektion auf dem Boden der Impfung sei so etwas wie ein fahrender Zug, auf den man aufspringt. "Irgendwann muss man da aber auch mal drauf springen, sonst kommt man nicht weiter."
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Bei einer Infektion mit dem Corona-Virus entstehen im Körper Antikörper sowie Gedächtniszellen, mit denen sich das Immunsystem schützt. Das gilt auch für Omikron: Mittlerweile dominiert die Virusvariante in Deutschland. Je mehr Menschen sich damit infizieren, desto weiter verbreite sich auch die Immunität dagegen. Drosten schließt daraus, dass sich jeder mit Omikron anstecken müsse, um die Pandemie einzudämmen. So könne Deutschland laut Drosten noch 2022 die Endemie erreichen.
Doch eine Infektion würde sich bei Geimpften und Ungeimpften unterschiedlich auswirken: Während eine bereits erfolgte Impfung nicht nur einen schweren Krankheitsverlauf verhindern kann, werde der Immunschutz sogar noch verstärkt. Das gilt zwar auch für Ungeimpfte, bei ihnen ist der Krankheitsverlauf aber meist schwerer – oder kann sogar tödlich sein.
Corona-Schnelltest von CITEST: Den Testsieger der Stiftung Warentest bei Amazon ansehenIn der Pandemie-Bekämpfung stelle die Zahl der Ungeimpften – vor allem unter älteren Menschen – aber das „größte Hindernis“ dar, sagte Drosten. Denn bei den Risikogruppen sei die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs bei einer Durchseuchung noch größer.
OP-Masken bei Amazon ansehenDrosten sieht in der milder verlaufenden Omikron-Variante des Coronavirus eine "Chance" und macht Hoffnung auf ein Leben wie vor der Pandemie. Auf die Frage, ob "wir jemals wieder so leben werden wie vor der Pandemie", sagte der Wissenschaftler dem "Tagesspiegel am Sonntag": "Ja, absolut. Da bin ich mir komplett sicher."