Darf ein Schnitzel aus Soja sein?
Autor: Marek Majewsky und Christian Rothenberg, dpa
, Mittwoch, 08. Oktober 2025
Veggie-«Burger» bald verboten? Was das EU-Parlament plant und warum Anbieter wie Rügenwalder Mühle und Lidl Alarm schlagen.
Das Europaparlament hat sich für ein Verbot von Bezeichnungen wie «Tofu-Wurst» oder «Veggie-Burger» ausgesprochen. Die Ja-Stimmen kamen vor allem von Fraktionen rechts der Mitte. Aber auch Mitglieder der sozialdemokratischen S&D-Fraktion und der Liberalen stimmten dafür. Die deutschen Unions-Abgeordneten stimmten mehrheitlich gegen ein Verbot. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
Welche Begriffe wären von einem möglichen Verbot betroffen?
In dem zur Abstimmung stehenden Bericht sind über einen Änderungsantrag mehrere Begriffe eingebracht worden. Dazu zählen «Steak», «Schnitzel», «Hamburger» und «Wurst». Sie sollen Produkten vorbehalten sein, die aus Tieren gemacht wurden. Eine Mehrheit von 355 Abgeordneten stimmte in Straßburg für das Verbot, 247 dagegen und 30 enthielten sich.
Wie ist die bisherige Rechtslage?
Bislang dürfen Begriffe wie Wurst, Schnitzel oder Namen anderer typischer Fleischlebensmittel auch für pflanzliche Alternativen verwendet werden. «Für vegane und vegetarische Lebensmittel gibt es keine rechtlich vorgeschriebenen Bezeichnungen, daher können aktuell allgemein übliche oder beschreibende Bezeichnungen verwendet werden», so ein Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums.
Warum sollen die Begriffe verboten werden?
Die im Europaparlament zuständige Abgeordnete Céline Imart sieht durch das Vorhaben den Verbraucherschutz gestärkt. Die Politikerin der EVP-Fraktion, zu der auch CDU und CSU gehören, teilte auf Anfrage mit, es bestehe «ein echtes Verwechslungsrisiko». Pflanzenbasierte Ersatzprodukte böten etwa nicht die gleichen Nährwerte wie ihre tierischen Originale.
Zudem gehe es bei dem Vorhaben darum, Landwirte zu schützen. Pflanzliche Lebensmittelhersteller versuchten den Ruf tierischer Lebensmittel, den Generationen von Landwirten aufgebaut hätten, für die Vermarktung von Konkurrenzprodukten zu nutzen.
Zu den Befürwortern gehört unter anderem der Verband der Fleischwirtschaft. «Fleisch sollte als wertvolles tierisches Lebensmittel klar von anderen Artikeln unterschieden werden können, ohne dass man dadurch einen Kulturkampf entfacht», sagt Geschäftsführer Steffen Reiter. Ein einfacher Weg wäre es, die Bezeichnung Fleisch klar zu schützen.
Was sagen Verbraucherschützer zu dem Vorhaben?
Die halten wenig davon. Der Geschäftsführer der Organisation foodwatch, Chris Methmann, spricht von «Lobbyismus im Dienste der Fleischindustrie». Niemand kaufe versehentlich Tofuwürstchen, weil er glaube, es seien Rinderwürste. Bundesernährungsminister Alois Rainer (CSU) müsse klarstellen, dass Deutschland «diesen Unsinn nicht mitträgt», so foodwatch.