CSU-Klausur startet mit Ruf nach Neuwahl
Autor: dpa
, Samstag, 06. Januar 2024
Die CSU blickt bei ihrer Winterklausur vor allem in Richtung Berlin - und lässt kein gutes Haar an der Bundesregierung. Dobrindt betont: Die Union ist der politische Gegenentwurf der Ampel.
Nein, ohne Not und Hintertür kann und will Markus Söder auch Anfang 2024 bei der «K-Frage» in der Union nicht aus seiner Haut. «Die derzeitige Favoritenrolle ist ja ganz klar benannt, bei Friedrich Merz», sagte der CSU-Chef zwar ungefragt von sich aus zu Beginn der CSU-Bundestagsklausur im verregneten Kloster Seeon unweit des Chiemsees. Und auch sonst lobt Söder Merz in höchsten Tönen.
Unter ihm als CDU-Chef seien sich die Schwesterparteien so nah wie lange nicht: In den großen inhaltlichen Fragen gebe es eine «nahezu identische Grundauffassung».
Wer Söder zuhört, könnte meinen, aus der Schwesterpartei sei eine Zwillingspartei geworden. «Wir sind eine eigenständige Partei. Wir kandidieren auch eigenständig», betont er daher sicherheitshalber nochmals zum Ende seines Statements.
Söder und die Frage nach der Kanzlerkandidatur
Söder hat zur Kanzlerkandidatenkür bei CDU und CSU aber noch mehr zu sagen: Die Schwesterparteien sollten sich in der aktuellen Phase nicht ablenken lassen. «Wir werden, wenn eine Wahl ansteht, rechtzeitig zu einer guten gemeinsamen Haltung finden, aber nicht das ganze Jahr über die Frage reden.» Dieser Appell richte sich, so Söder auf Nachfrage zu den Journalisten, «an Sie und uns». Nach den Ost-Landtagswahlen im September oder kurz davor würden er und Merz einen Vorschlag unterbreiten, der mehrheitsfähig sei.
Bei so viel Einigkeit und Respekt bleibt aber die Frage, warum Söder in der K-Frage nicht schon jetzt einen Rückzieher macht. Theoretisch blieben damit ja dennoch weitere potenzielle Kandidaten - etwa der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) - im Rennen. Schon vor Wochen hatte auch der Gastgeber der Klausur, Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, Merz zum «klaren Favoriten» ernannt. Verglichen damit klingt Söders Aussage zur derzeitigen Favoritenrolle schon deutlich zurückhaltender.
Blickt man auf die aktuelle Lage der Union, so ist die ungeliebte und ungelöste K-Frage also einmal mehr die große Unbekannte, die nicht so recht ins gewollte Bild der Unionsstrategen passt: Die Union sei jederzeit regierungsfähig und bereit, die von ihr seit einer gefühlten Ewigkeit durchweg kritisierte Ampel-Regierung abzulösen. «Wir sind bereit. Wir haben das Programm», betont Söder. Und Dobrindt erklärt wieder, die Ampel habe längst ihre Legitimation verloren.
Als Indikator nennen CSU und CDU die aktuellen Umfragewerte, die unabhängig vom Institut, die Union mit Werten von bis zu 34 Prozent mindestens gleichauf mit allen drei Ampelparteien zusammen sieht. «Noch nie gab es eine Regierung, die so wenig Vertrauen bei der Bevölkerung hatte», fasst Söder die Lage zusammen. Hinzu komme, dass nicht mal SPD, FDP und Grüne sich selbst noch gegenseitig vertrauten. Für Dobrindt ist klar, die Ampel setze alles daran, ihre Arbeit im Sinne einer «Kneipenschlägerei» fortzusetzen. Dies führe zu einer weiteren Polarisierung der Gesellschaft und stärke am Ende die AfD.