Crack-Konsum in deutschen Großstädten rasant gestiegen
Autor: Agentur dpa
Berlin, Donnerstag, 13. November 2025
In vielen deutschen Großstädten ist es kaum zu übersehen: Der Crack-Konsum in der offenen Drogenszene ist stark gestiegen. Das führt zu enormen Problemen.
Der Rausch ist intensiv, aber kurz. Nur wenige Minuten zeigt das Crack seine Wirkung, dann muss schon wieder nachgelegt werden, für den nächsten kurzen Kick. Crack ist Kokain, das mit Natriumkarbonat aufgekocht wurde und in Form von kleinen Steinchen meist in einer Pfeife geraucht wird. Die Droge macht extrem abhängig - und sie breitet sich rasant in Deutschland aus.
In Städten wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt ist das kaum zu übersehen. Immer häufiger sieht man Menschen, die sich in Hauseingängen, am Straßenrand oder sogar in U-Bahnhöfen ihre Crackpfeife anzünden. Abhängige, die auf der Straße leben und sich zum Teil in körperlich und psychisch desaströsen Zuständen befinden. Doch auch in anderen Städten nimmt der Crack-Konsum in der offenen Drogenszene zu. An manchen Orten ist Crack inzwischen die meistkonsumierte Droge.
"Crack knallt mehr als Kokain" - deutlicher Konsum-Anstieg von Crack
Dabei sind Kokain und Crack per se nicht neu. Wieso greift Crack gerade jetzt so um sich und was für Folgen hat das? "Wir sehen weltweit ein stark gestiegenes Angebot an Kokain und das betrifft auch Deutschland", erklärt die Leiterin der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, Esther Neumeier. In den vergangenen Jahren habe sich die Herstellung von Kokain weltweit vervielfacht. Ein Beispiel, das das verdeutlicht: Laut der Drogenagentur der Europäischen Union wurden in Europa 2010 58,4 Tonnen Kokain sichergestellt. 2020 waren es 214,6 Tonnen. Das ist mehr als dreimal so viel.
"Weil es ein so großes Angebot an Kokain gibt, ist es für Verkäufer attraktiv, neue Zielgruppen zu erschließen", sagt Neumeier. In der offenen Drogenszene würden sie fündig. Für die zum Teil schwer abhängigen Menschen sei die Wirkung von dem nasal konsumierten Kokain nicht attraktiv. Crack aber funktioniere. "Crack erzeugt einen extrem schnell einsetzenden, höchst intensiven, dafür aber auch sehr kurzen Rausch." In der Allgemeinbevölkerung spiele Crack keine Rolle.
Wie sehr der Konsum gestiegen ist, verdeutlicht ein Beispiel aus Berlin: In zwei Berliner Drogenkonsumräumen des Trägers Vista machte Crack im Jahr 2022 nur 3,5 Prozent der Konsumvorgänge aus. 2024 waren es schon 30 Prozent, dieses Jahr ist der Anteil erneut deutlich gestiegen, wie Fachbereichsleitung Augustine Reppe berichtet.
Längst nicht mehr nur im Bahnhofviertel Frankfurt: Immer mehr Städte haben einen Crack-Markt
Das Frankfurter Bahnhofviertel sei schon immer eine Crack-Hochburg gewesen, sagt Neumeier. Auch der Leopoldplatz in Berlin oder der Hamburger Stadtteil St. Georg sind bekannte Drogenhotspots. Doch seit einigen Jahren kämen neue Städte dazu, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen. Dort sei Crack bis vor einigen Jahren kein Thema gewesen, so die Psychotherapeutin. Jetzt schon.
"Seit Anfang der 2020er-Jahre sehen wir den Anteil der Crack-Konsumenten in der offenen Szene deutlich steigen", erklärt Neumeier mit Blick auf NRW. In manchen Städten des Bundeslandes sei Crack in der offenen Szene inzwischen die meistgebrauchte Droge. Typischerweise werde es von Menschen aus der offenen Drogenszene konsumiert, Personen, die auch schon vorher hochriskant Drogen konsumiert hätten.